Ingenieure bauen Flugzeug, das von Ionenwind getragen wird

Aeronautiker am MIT präsentieren ein Miniaturflugzeug mit elektroaerodynamischem Antrieb.
Aeronautiker am MIT präsentieren ein Miniaturflugzeug mit elektroaerodynamischem Antrieb.REUTERS
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Fliegen wie bei Star Trek: Aeronautiker am MIT präsentieren ein Miniaturflugzeug mit elektroaerodynamischem Antrieb.

„Flygskam“ (Flugschämen) ist derzeit in Schweden ein Modewort, und auch anderswo beginnen die Menschen, das Fliegen mit schlechtem Gewissen aufzuladen: Sie wissen eben, dass der immense CO2-Ausstoß von Flugzeugen stark zum Klimawandel beiträgt. So sind auch in der Luftfahrt Alternativen zum Antrieb mit Verbrennungsmotoren gefragt. Solche Motoren treiben meist Luftschrauben (Propeller), die den Schub erzeugen, der das Flugzeug vorwärtstreibt.

Ist ein Antrieb ohne bewegte Teile möglich? Ja, sagen Aeronautiker vom Massachusetts Institute of Technology: Sie schildern in Nature (21. 11.) Versuche mit einem Flugzeug mit elektroaerodynamischem Antrieb. Bei einem solchen Antrieb wird der Schub durch ein elektrisches Feld in der Luft erzeugt. Dieses entsteht an der Spitze eines dünnen, stark geladenen Drahts durch einen Effekt namens Koronaentladung, der dem Elmsfeuer ähnelt, das man vor Gewittern etwa an Schiffsmasten oder Kirchtürmen beobachten kann. Das elektrische Feld ionisiert Luftmoleküle und beschleunigt sie gleich, die Ionen kollidieren mit neutralen Molekülen und ionisieren diese auch; wenn die Kettenreaktion stark genug ist, entsteht ein Strom von Ionen, den man poetisch Ionenwind nennen kann.

Erstflug: 60 Meter weit

Mit diesem Ionenwind – der auch deutlich leiser ist als Turbinen und Propeller – haben die MIT-Aeronautiker bereits ein Flugzeug angetrieben. Ein kleines freilich, mit einer Flügelspanne von fünf Metern und einer Masse von 2,45 Kilogramm. Geflogen ist es auch nur 60 Meter weit, ungefähr einen halben Meter über dem Boden. Immerhin waren alle Batterien und der Transformator, der die Hochspannung von 40 Kilovolt erzeugte, an Bord.

Keine Frage, dass von diesem Prototypen bis zu einer etwaigen Anwendung noch ein weiter Weg ist. Die Forscher begründen ihren Optimismus im Nature- Artikel mit einem historischen Vergleich: Der Flyer der Gebrüder Wright sei beim Erstflug in Kitty Hawk, North Carolina, am 17. Dezember 1903 auch nur elf Sekunden in der Luft gewesen und habe dabei 35 Meter zurückgelegt. Allerdings saß der Pilot damals schon darin.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2018)

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