USA am Weg zu höheren Zinsen

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US-Notenbankchef Powell zeichnet ein rosiges Konjunkturbild. Experten stellen sich auf die vierte Zinserhöhung im Jahr 2018 ein.

Kurz vor der nächsten Zinsentscheidung in den USA mehren sich die Signale für eine vierte Erhöhung in diesem Jahr. Laut Notenbankchef Jerome Powell läuft die Wirtschaft "insgesamt sehr gut". Obwohl Powell nicht konkret auf die Geldpolitik einging, gilt das von ihm gezeichnete rosige Konjunkturbild als Hinweis, dass einer weiteren Zinserhöhung wohl nichts im Weg steht.

Besonders der Arbeitsmarkt sei stark, sagte der Notenbankchef in der Nacht auf Freitag (MEZ) in Washington. Er verwies darauf, dass die Erwerbslosigkeit auf den niedrigsten Stand seit 50 Jahren gesunken ist. Experten erwarten, dass sich der Trend fortsetzt und im November 200.000 neue Stellen geschaffen wurden. Powell räumte allerdings ein, dass von der Erholung nicht alle Teile des Landes in gleichem Maße profitieren, sondern vor allem die großen Städte. Arbeitslosigkeit im zweistelligen Bereich sei in mehr als zwei Dutzend Landkreisen die Norm. Fast ein Drittel der Haushalte in ländlichen Regionen habe immer noch keinen Breitband-Internet-Anschluss.

Währungshüter: "Neutrales Niveau" bei 2,75 Prozent

Der US-Währungshüter Raphael Bostic wurde noch deutlicher als Powell: Er ist dafür, dass die Fed die Zügel weiter anzieht. Die Notenbank sollte ein "neutrales Niveau" erreichen, bei dem die Wirtschaft weder angeschoben noch gebremst werde, sagte der Chef der Fed von Atlanta. Es gebe momentan keine Anzeichen für eine spürbare Verschlechterung der Wirtschaft.

Bostic sieht das neutrale Niveau bei rund 2,75 Prozent. Das würde gegenüber der aktuellen Spanne zwei weitere Zinserhöhungen bedeuten. Dies deckt sich weitgehend mit den Erwartungen der Finanzmärkte. Die meisten Experten rechnen aber damit, dass die Fed am 19. Dezember nochmals nachlegt - zum Leidwesen von US-Präsident Donald Trump, der die Zinserhöhungen mehrfach als potenziellen Konjunkturkiller kritisiert hat. Die Fed will mit ihrem Kurs eine Überhitzung der Wirtschaft verhindern, die durch die von Trump angestoßene radikale Steuerreform befeuert wird. Zugleich sind aber auch Befürchtungen aufgekommen, der von ihm angezettelte Handelsstreit könnte der US-Konjunktur schaden.

Doch die verhängten Sonderzölle wirken sich laut Währungshüter John Williams bisher auf die Wirtschaft nur in "relativ geringem" Maß aus. Das gelte sowohl für Wachstum als auch für die Inflation, sagte der Chef des New Yorker Fed-Ablegers. Der wichtigere Effekt sei aber die höhere Unsicherheit für Unternehmen, von denen einige Investitionen aufschieben wollten. Auf kurze Sicht sei dies schlecht für Jobs "und ein Faktor, der die Wirtschaft im Verhältnis zu dem, was sie sein könnte, verlangsamt".

(APA/Reuters)

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