Kung-Fu-Foul beim Torspektakel

Thomas Müllers Tritt gegen Nicolás Tagliafico: Die Wunde des Argentiniers wurde genäht – und er schoss das 3:3.
Thomas Müllers Tritt gegen Nicolás Tagliafico: Die Wunde des Argentiniers wurde genäht – und er schoss das 3:3.(c) APA/AFP/EMMANUEL DUNAND (EMMANUEL DUNAND)
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Champions League. Bayern sicherte sich mit dem 3:3 in Amsterdam den Gruppensieg und einen vermeintlich leichteren Achtelfinalgegner. Thomas Müllers Fehltritt sorgt noch für Diskussionen.

Amsterdam. Es läuft das Champions-League-Spiel Ajax Amsterdam gegen Bayern München, 75. Spielminute. Thomas Müller springt hoch, verfehlt den Ball klar – tritt aber dennoch zu. Müller, 29, trifft mit seiner „Kung-Fu-Attacke“ den Kopf des Argentiniers Nicolás Tagliafico. Ein Horror-Foul, der Deutsche sieht in seinem 105. CL-Spiel erstmals die Rote Karte. 2009 hat er bereits einmal Gelb-Rot in der Königsklasse gesehen, sonst gilt der Veteran in dieser Sparte als „unauffällig“.

Auch ÖFB-Legionär Max Wöber wird an diesem Abend ausgeschlossen, die Partie endete mit 3:3 und bescherte den Bayern den Gruppensieg und damit einen vermeintlich leichteren Gegner bei der Achtelfinalauslosung am 17. Dezember in Nyon.

Müller beteuerte, dass es „keine Absicht“ gewesen sei. An der Folgewirkung aber, dass er den Bayern in den nächsten Spielen fehlen wird, ändert es aber nichts. „Die Rote Karte war glasklar. Er sieht ihn nicht, aber damit muss man rechnen, dass dann im Rücken der Gegner sich schon Richtung Ball orientiert“, sagt Trainer Niko Kovač.

Die Wunde des Argentiniers wurde sogar noch auf dem Platz genäht. Müller versuchte sich später noch im Stadion bei Tagliafico zu entschuldigen. Doch der war nicht mehr in der Kabine, als er als einer der letzten Münchner aus dem Stadion ging. Er schrieb ihm auf Instagram, wie die Reaktion des Argentiniers ausfiel, ist nicht überliefert. Fußballer sind aber hart im Nehmen. Tagliafico schoss zum Abschluss des Spektakels in Amsterdam das 3:3.

Schwere Fouls sind Teil des Geschäfts, manche bleiben unvergessen. Ob mit Tritten (Nigel de Jong, WM 2010), Bissen (Luis Suárez, WM 2014), Kopfstößen (Zinedine Zidane, WM-Finale 2006) oder ungestümen Attacken, die sich Torhüter wie Toni Schumacher (WM 1982, Gabriel Battiston) leisteten, ohne dafür bestraft zu werden. Am Spielverlauf ändern sie selten etwas.

Bayern gegen Liverpool?

Das letzte Achtelfinalticket sicherte sich Lyon im direkten Duell gegen Schachtar Donezk (1:1). Die meisten Klubs in der Runde der letzten 16 kommen aus England (4), Deutschland und Spanien (jeweils 3). Ausgelost wird der Auftakt der K.-o.-Runde kommenden Montag in der Uefa-Zentrale (12 Uhr, live Dazn).

Gruppensieger wurden Real Madrid (Titelverteidiger), Barcelona, Bayern (Alaba), Dortmund, Paris SG, Manchester City, Juventus, Porto. Auf Platz zwei landeten jeweils Schalke (Schöpf, Burgstaller), Liverpool, Tottenham, Manchester United, Atlético, Roma, Ajax (Wöber) und Lyon. Gespielt wird am 12./13. Februar bzw. 19./20. Februar 2019 – und jedem Gruppensieger wird ein Gruppenzweiter zugelost. Damit sind einige Spitzenpaarungen gewiss.

„Das war sicherlich eine extrem emotionale Europapokal-Nacht, die wir erlebt haben“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. „Ich habe weiterhin leichte Herzrhythmusstörungen“, beteuerte Sportdirektor Hasan Salihamidžić. Beim Blick auf die Auslosung des Achtelfinales wurde es aber um Rummenigges und Kovačs Emotionen prompt ruhiger. Atletico, Liverpool, Lyon, United, Roma oder Tottenham? „Es gibt genug Hochkaräter. Von daher ist es gehupft wie gezupft. Aber man hat den einen kleineren Vorteil, dass man das zweite Spiel zu Hause spielt.“


Gruppe E: Ajax Amsterdam* – Bayern München* 2:3, Benfica Lissabon – AEK Athen 1:0.

Gruppe F: Schachtar Donezk – Olympique Lyon* 1:1 Manchester City* – Hoffenheim 2:1.

Gruppe G: Real Madrid* – ZSKA Moskau 0:3, Viktoria Pilsen – AS Roma* 2:1.

Gruppe H: Young Boys Bern – Juventus Turin* 2:1, Valencia – Manchester United* 2:1.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2018)

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