Griechen stellen syrisches Drogenschiff mit Ziel Libyen

Der syrische Frachter Noka im Hafen von Ierapetra (Kreta)
Der syrische Frachter Noka im Hafen von Ierapetra (Kreta)REUTERS
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Aufputschmittel und Haschisch im Wert von mehr als 100 Millionen Euro wurden sichergestellt. Empfänger dürften Milizen in Libyen gewesen sein.

Die griechische Küstenwache hat in den Gewässern vor Kreta, wie am Freitag bekannt wurde, einen ziemlich fetten Fang gemacht: Bei der Durchsuchung eines syrischen Frachtschiffs namens "Noka" seien etwa sechs Tonnen Cannabis und drei Millionen Tabletten mit dem Aufputschmittel Captagon gefunden worden. Ziel des Frachters mit seiner elfköpfigen Besatzung: das Bürgerkriegsland Libyen. Wert der illegalen Ware: mindestens 100 Millionen Euro.

Das Schiff war demnach bereits am 5. Dezember vor Südkreta aufgebracht worden und hatte Benghasi in Westlibyen als Zielhafen. Wieso es von den Griechen kontrolliert wurde und ob es etwa einen Hinweis auf die Ladung gegeben hatte, war vorerst unbekannt; diese war unter einem doppelten Boden im Laderaum versteckt, ansonsten beförderte die Noka Kaffee, Gewürze und Holzhackschnitzel. Das Schiff wurde zuerst nach Ierapetra (Südkreta), dann nach Heraklion an der Nordküste gebracht und wird seither dort konfiniert.

Kampfwertsteigerung für Kämpfer

Captagon ist bzw. war ein Handelsname für die Anfang der 1960er in Deutschland entwickelte psychoaktive Substanz Fenetyllin, eine Verwandte der Amphetamine. Ursprünglich benutzt zur "Ruhigstellung" hyperaktiver Kinder und bei Depressionen, ist es im Kern ein starkes Aufputschmittel, wirkt leistungssteigernd, angstlösend, appetit- und schlafhemmend. Fenetyllin wurde 1986 von der UN-Behörde zur Drogen- und Verbrechensbekämpfung UNODC in die Liste der gefährlichen Drogen aufgenommen und ist heute in vielen Ländern als Suchtgift eingestuft.

Als Captagon oder unter anderen Markennamen wurde es in den vergangenen Jahren speziell im arabisch-islamischen Raum in großen Mengen abgesetzt - nicht zuletzt, weil es zur Stärkung von Soldaten, Milizionären und Terroristen dient, die ihrerseits auch damit handeln und sich Geld beschaffen, so auch etwa im Rahmen des IS.

In Syrien wird Fenetyllin/Captagon in großen Mengen erzeugt und auch exportiert; es hat sich den Beinamen "Dschihadisten-Droge" eingefangen.

Die syrische Mannschaft des Frachters soll am Samstag von der Staatsanwaltschaft auf Kreta befragt weden.

(Reuters/wg)

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