Sprünge im Lack der Art Basel Miami Beach

Die Galerie Krinzinger hat auf der Art Basel Miami Atelier van Lieshout ein Kabinett gewidmet. Die Stadt Miami hat eben erst Sitzskulpturen für die Promenade am Kanal in Auftrag gegeben.
Die Galerie Krinzinger hat auf der Art Basel Miami Atelier van Lieshout ein Kabinett gewidmet. Die Stadt Miami hat eben erst Sitzskulpturen für die Promenade am Kanal in Auftrag gegeben.(c) scott rudd/ Art Basel
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Die Art Week Miami hat wieder Massen an Kunstbegeisterten nach Florida gelockt. Obwohl es an Partys und Glitzer nicht fehlte, war die Stimmung verhaltener und es wurde auch weniger gekauft als in den Vorjahren.

Anfang Dezember zieht die Kunstkarawane an die Ostküste Floridas. Grund dafür ist die Art Basel Miami Beach, die vergangene Woche stattfand. Und kein Kunstevent hat an Glamour und Glitzer mehr zu bieten. Tausende Besucher widmen sich tagsüber der Kunst und abends den zahlreichen Partys in den Luxushotels am Strand oder den Nightclubs. Im Sog der Hauptmesse haben sich inzwischen 19 Nebenmessen niedergelassen, die auf ein Stück des Kuchens hoffen. Die Stadt ist für fünf Tage in Kulturekstase.

Die Messe hat in den 17 Jahren ihres Bestehens Miami verändert, die Stadt zur Kunstmetropole gemacht. Es sind Museen entstanden und inzwischen gibt es zahlreiche Galerien. Und es wurde viel investiert. Die heuer fertig gewordene Renovierung und Erweiterung des Convention Centers, in dem die Messe logiert, hat sich die Stadt 620 Millionen Dollar kosten lassen. Dafür gibt es Erwartungen an die Art Basel-Betreiber. Doch just in diesem Jahr erscheinen die ersten Risse im Lack. Nach einem kolportierten Verlust von 100 Millionen Dollar haben die Art Basel-Betreiber die neue Luxusautomobilmesse, die für Februar ebenfalls im Convention Center geplant war, abgeblasen und sich eine Konsolidierung verordnet.

Aber auch die Art Basel selbst hatte nicht die gewohnte positive Stimmung. Die Verkäufe gingen schleppender, es fehlten einige wichtige Sammler. „Vor allem Europäer sind weniger gekommen und auch die Gäste aus Lateinamerika sind spärlicher als sonst vertreten“, sagt Rosemarie Schwarzwälder von der Wiener Galerie nächst St. Stephan, die seit Jahren auf der Messe ist. Das mag auch an Trump liegen, vermuten einige.

Generell findet man in Miami viel leicht zugängliche Kunst, großformatig und in bunten Farben, wie beispielsweise Jeff Koons „Smooth Egg with Bow (Magenta Orange)“ bei Edward Tyler-Nahem. In vielen Kojen hing Keith Haring, der eine Renaissance zu haben scheint. Doch es gibt auch politische Kunst, wie etwa von dem Peruaner José Carlos Martinat, der Bilder vom Grenzzaun zwischen Mexiko und den USA ablöste, die die Not der Flüchtlinge zeigen und diese ausstellt oder der Kubaner Dagoberto Rodriguez, der die Kühlerhauben-Signete alter amerikanischer Autos mit Parolen Fidel Castros zu einem ironischen Kommentar über Kommunismus und Kapitalismus zusammenbaute.

Wie jedes Jahr waren wieder österreichische Galerien in Miami. Krinzinger, nächst St. Stephan und Thaddaeus Ropac waren auf der Hauptmesse vertreten. Letzterer hat gut verkauft, darunter die Arbeit „Reflector“ von James Rosenquist für 1,2 Millionen Euro, „Ist das der Weg?“ von Georg Baselitz um 950.000 Euro sowie „Untitled (Snow Trees)“ von Robert Longo um 600.000 Dollar. Schwarzwälder hatte Arbeiten von Imi Knoebel (verkauft um 200.000 Euro), Helmut Federle und Alice Attie im Programm. „Mit Attie hatte ich im Vorjahr ein Kabinett in Miami“, so die Galeristin. Krinzinger hatte heuer ein Kabinett von Atelier van Lieshout. „Miami hat einen Auftrag für Sitzskulpturen für die Promenade am Kanal erteilt“, sagt Ursula Krinzinger. Sie selbst hat auf der Messe ebenfalls Sitzskulpturen verkauft. Inzwischen ist auch Martha Jungwirth in den USA bekannt. „Das ist vor allem der Rubell Collection zu verdanken, die ihr einen Raum gewidmet hat.“

Auf der Nebenmesse Art Miami war die Galerie Hilger unter anderem mit Arbeiten von Shepard Fairey und Alex Katz, die gut gegangen sind. Erstmals in Miami war Sylvia Kovacek mit Arbeiten von Sabine Wiedenhofer und Doug Argue. Sie konnte von beiden Werke verkaufen und war mit ihrem Debüt sehr zufrieden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2018)

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