Scharfe Kritik an AUA-Strategie - "Kommt Erpressung gleich"

Die AUA gibt sich wieder eine neue Strategie
Die AUA gibt sich wieder eine neue StrategieAPA/ROBERT JÄGER
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Die AUA gibt sich wieder eine neue Strategie, vor allem als Antwort auf die Billigflieger-Konkurrenz. Dazu gehört die Schließung der Basen in den Landeshauptstädten. Das löst einen scharfen Protest der Landeshauptleute aus. Auch die Gewerkschaft vida kritisiert die AUA-Pläne.

94 Mio. Euro Betriebsgewinn hat die Lufthansa-Tochter AUA im Jahr 2017 erzielt. 2018 soll erneut ein satter Gewinn erzielt worden sein, so der neue AUA-Chef Alexis von Hoensbroech am Donnerstag vor Journalisten. Dennoch sei dieses Gewinnniveau für ein Unternehmen wie die AUA zu gering. Um krisenresistent zu sein und die künftigen Milliardeninvestitionen etwa für die Erneuerung der Langstreckenflotte stemmen zu können, braucht es mehr. Die Marge soll von derzeit 4,6 Prozent in Richtung des Doppelten massiv gesteigert werden, um mit den anderen Lufthansa-Konzerngesellschaften „auf Augenhöhe“ zu sein.

Das Unternehmen verpasst sich daher ein neues Strategieprogramm. So sollen Prozesse effizienter oder das Angebot für die Kunden individualisiert werden. Ebenfalls Teil dieser Strategie ist die "Konzentration auf Wien". Soll heißen: Die noch verbliebenen sechs  Flugbasen in Graz, Linz, Innsbruck, Salzburg und Klagenfurt sowie Altenrhein werden aufgelassen. Die Flüge aus den Landeshauptstädten in Richtung Deutschland werden künftig von deutschen Teilen des Lufthansa-Konzerns übernommen. 

"Produktion in Wien konzentrieren"

„Wir wollen die AUA-Produktion in Wien konzentrieren", sagt von Hoensbroech. Grund dafür ist, dass es aus den Flughäfen der Landeshauptstädte nur in der Früh und am Abend genügend Nachfrage gebe. Daher werde oftmals nur zweimal am Tag geflogen. „Die restliche Zeit steht die Maschine ungenützt herum“, so von Hoensbroech. Zudem würden technische Probleme bei einem Flugzeug oder die plötzliche Krankheit eines Piloten jedes Mal große logistische Probleme verursachen.

Künftig sollen die 122 wöchentlichen Flüge zwischen Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck auf der einen Seite und Frankfurt, Düsseldorf und Stuttgart auf der anderen Seite von der Lufthansa oder der Eurowings betrieben werden. Für die Passagiere soll sich dabei nichts ändern. Auf den Routen nach Stuttgart oder Düsseldorf – die wahrscheinlich von Eurowings übernommen werden – könnten die Tickets dadurch eventuell sogar günstiger werden, so von Hoensbroech.

Flüge zwischen Wien-Schwechat und den Bundesländerflughäfen seien von dieser Netzbereinigung "erstmal unberührt", heißt es. Allerdings würden diese Flüge bei der laufenden Netzbereinigung ebenfalls durchleuchtet werden. Und vor allem die Strecke von Wien nach Klagenfurt als auch jene nach Salzburg sei dabei "herausfordernd", so von Hoensbroech. Jene nach Innsbruck und Graz hingegen würden ganz gut laufen.

Gravierende Auswirkungen hat der Plan allerdings für die rund 200 fliegenden Mitarbeiter, die derzeit noch in den Bundesländer-Basen beheimatet sind. Diese können nach Wien wechseln. Ist es für sie aus privaten Gründen nicht möglich, soll es "entsprechende Lösungen" geben. Gespräche mit dem Betriebsrat sollen in den kommenden Tagen aufgenommen werden, so von Hoensbroech.

"Kommt einer Erpressung gleich"

In den betroffenen Bundesländern sorgte die Ankündigung am Donnerstag dennoch für Aufregung. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser, aktuell auch Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz, übt scharft Kritik an den Plänen der AUA: "Das kommt einem Wegfall an Arbeitsplätzen und einem schweren Schlag gegen die betroffenen Standort-Bundesländer gleich." Das Angebot, dass betroffene Mitarbeiter, die Familien und Lebensmittelschwerpunkt in den Bundesländern haben, ja nach Wien übersiedeln könnten, sei lebensfremd und komme einer Erpressung gleich, ganz zu schweigen davon, was das für die betroffenen Bundesländer und Regionalflughäfen bedeute.

Kaiser: „Offenbar reichen die Pläne der AUA und ihrer Muttergesellschaft Lufthansa ja noch viel weiter. Experten zufolge sollen wohl sämtliche Inlandsflüge der AUA gestrichen und damit die Regionalflughäfen scheibchenweise von der Bundeshauptstadt abgekoppelt werden.“

Der Kärntner Landeshauptmann fordert die AUA auf, ihre  "Arbeits- und Standortvernichtungs-Beschlüsse" zu überdenken. „Jedenfalls haben die betroffenen Mitarbeiter, Flughäfen, ihre Eigentümer und Bundesländer sofortige Klarheit zu erhalten. Daher fordere ich, ebenso wie die Gewerkschaft, die unverzügliche Einberufung eines entsprechenden Gipfels mit allen Betroffenen, auch mit den Sozialpartnern. Und ich erwarte die volle Unterstützung der Bundesregierung, insbesondere von Verkehrs- und Infrastrukturminister Norbert Hofer."

Es könne und dürfe nicht sein, dass Unternehmen wie die AUA von der Politik immer wieder Unterstützung einfordern, diese dann auch beispielsweise in Form der Halbierung der Ticketsteuer bekommen, und im Gegenzug Arbeitsplätze vernichten und regionale Wirtschaftsstandorte massiv gefährden.

Gewerkschaft vermutet Auftrag aus Deutschland

Die Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida warnt ebenfalls vor einer regionalen Arbeitsplatzvernichtung und Schwächung der Bundesländerflughäfen. "Angesichts von anhaltenden Streckenausdünnungen und dieser beginnenden Schließungspläne kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dahinter eine Systematik steckt“, kritisiert vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit. „Und ich vermute, der Auftrag dazu kommt aus Deutschland aus der Lufthansa-Zentrale“, warnt Hebenstreit vor einer „wirtschaftlichen Austrocknung und Standortschwächung der Regionen."

Hebenstreit will sich mit den betroffenen Landeshauptleuten in Verbindung setzen. Gemeinsames Ziel sei es, an das AUA-Management zu appellieren, diese Maßnahmen zurückzunehmen. Auch plant die Gewerkschaft alle Involvierten aus Politik, Wirtschaft und Sozialpartnerschaft am 25. Jänner zu einem österreichischen Luftfahrtgipfel in die ÖGB-Zentrale einzuladen.

Airbus-Flotte wird ausgebaut

Die AUA wird künftig mehr Maschinen im Einsatz haben. Vier Flugzeuge, die derzeit im Wet-Leasing für die Swiss in der Schweiz im Einsatz sind, werden in den nächsten Monaten nach Wien überstellt. Im Aufsichtsrat schon Ende November wurde auch beschlossen, die Airbus-Flotte für 200 Millionen Euro auszubauen, und zwar in den nächsten drei Jahren von 36 auf 46 Flugzeuge. Die derzeit 18 Dash-Turboprop-Maschinen werden "ausgeflottet". In Summe werde das Angebot in Wien dadurch um über zehn Prozent ausgebaut, weil die A320-Jets viel größer seien als die Turboprops. Der neue AUA-Chef Alexis von Hoensbroech sprach am Donnerstag von einer Kampfansage im schärfer werdenden Wettbewerb in Wien. "Wir sind bereit, noch weitere Schritte zu gehen, um unser Drehkreuz zu verteidigen." 

(APA)

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