Festspiele Reichenau mit Scott Fitzgerald

Die Festivalmacher wählten heuer Liebe und Tod als Motto. Zu sehen gibt es Werfel, Schnitzler, Turgenjew.

Die Festspiele Reichenau (ab Juli) gehen mit fünf Premieren ins vierte Jahrzehnt. Einiges hat man schon gespielt wie Franz Werfels „Eine blassblaue Frauenschrift“ über einen opportunistischen Sektionschef, anderes ist neu: Nicolaus Hagg dramatisiert „Die Schönen und die Verdammten“, einen autobiografischen Roman von Scott Fitzgerald über ein Paar in den Roaring Twenties, der Mann aus bestem Hause muss fürchten, dass er enterbt wird, seine anspruchsvolle Frau ist darüber „not amused“. Einen Eindruck von diesem Drama gibt „Z: The Beginning of Everything“ (Amazon Prime).

In Reichenau spielen Daniel Jesch (er hatte 2018 einen großen Erfolg als Stanley Kowalski in „Endstation Sehnsucht“) und Wanda Worch (als Lulu in Erinnerung), Michael Gampe inszeniert. Julian Pölsler, Regisseur der „Polt“-Krimireihe, er verfilmte auch Marlene Haushofers „Die Wand“ (mit Martina Gedeck), bringt „Eine blassblaue Frauenschrift“ heraus, mit Joseph Lorenz, Fanny Stavjanik, Stefanie Dvorak und Peter Matić. Pölsler war Assistent von Axel Corti, der Werfels Roman 1984 verfilmte.

Oleg Maisenberg, Henry James

Hermann Beil inszeniert Turgenjews „Ein Monat auf dem Land“: mit Julia Stemberger, Dirk Nocker, Günter Franzmeier. Toni Slama, Johanna Prosl und Alina Fritsch spielen in Schnitzlers „Ruf des Lebens“: Ein Senior quält seine Tochter, die ihn pflegen muss, „ein hoch aktuelles Thema“, so Reichenau-Intendant Peter Loidolt. Wichtig ist, dass heuer alle Stücke stark bearbeitet sind, auch „Der Ruf des Lebens“ und zwar von Renate Loidolt. Vor Regietheater in Reichenau muss sich aber natürlich niemand fürchten. Helmut Wiesner inszeniert den Schnitzler.

Die USA-Schiene, die mit Tennessee Williams begann, soll mit Henry James („Washington Square“?) fortgesetzt werden, wichtig ist filmische Authentizität. Renate Loidolts Literaturprogramm widmet sich Thomas Manns „Mario und der Zauberer“. Die Novelle wird als Parabel auf den italienischen Faschismus gelesen (mit Marcello de Nardo, Tobias Reinthaller). Konzerte geben Rudolf Buchbinder und Oleg Maisenberg. Von 40.000 Karten sind 15.000 verkauft. Das Festival will vermehrt junges Publikum umwerben. (bp)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2019)

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