Kollegen Roboter kennenlernen

Robotische Helfer werden immer zahlreicher. Damit diese sicher und sinnvoll Eingesetzt werden können, braucht es entsprechendes Know-how.
Robotische Helfer werden immer zahlreicher. Damit diese sicher und sinnvoll Eingesetzt werden können, braucht es entsprechendes Know-how.(c) BFI Stmk
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Menschen und Maschinen arbeiten zunehmend Seite an Seite. Damit das klappt, braucht der menschliche Part Verständnis für seine mechanischen Kollegen.

„Roboter sind von Haus aus dumm“, sagt Harald Köppel, Leiter des BFI-Bildungszentrums Deutschlandsberg und des dort angebotenen Robotik-Colleges. Köppel befasst sich mit dem Einsatz sogenannter kollaborativer Roboter (Cobots). Sie arbeiten mit ihren menschlichen Kollegen bereits in vielen Branchen zusammen, vom Gesundheitswesen über die Logistik bis zu Produktionsbetrieben, ohne von diesen durch Schutzeinrichtungen getrennt zu sein. Einen Cobot zu kaufen und zu denken, dass damit automatisch Prozesse optimiert oder die Produktion effizienter würden, sei ein großer Irrtum. „Daher werden sie oft nicht richtig oder sinnvoll eingesetzt. Das Unternehmen muss genau wissen, wofür es den Roboter braucht und was er tun soll“, sagt Köppel.

Kein Plug and Play

Auch Thomas Edtmayr, Leiter für Prozessoptimierung und Industrial Engineering bei Fraunhofer Austria, weiß, dass das Motto „plug in and play“ bei Industrierobotern eher nicht funktioniert: „Um sie wirklich gut integrieren zu können, muss man die betriebsinternen Prozesse und Systeme verstehen.“ Programmier-, Instandhaltungs- und Wartungskenntnisse sowie Know-how in Bezug auf Sicherheitskonzepte sind daher wesentliche Voraussetzungen für das Gelingen. „Es braucht neue Job-Descriptions und Qualifizierungsmaßnahmen“, sagt Edtmayr. Know-how im Unternehmen aufzubauen, sei aber auch im laufenden Betrieb notwendig. Denn auch da entsteht immer wieder Adaptierungbedarf. „Die Mensch-Roboter-Kollaboration ist kein statischer, sondern ein höchst lebendiger Prozess“, sagt Edtmayr.

Genau da setzen Fraunhofer Austria und die TÜV-Akademie-Austria mit einer gemeinsam entwickelten dreistufigen Ausbildung zum Spezialisten für „Cyber Physische Arbeitssysteme“ an. Während in Level eins das Basisverständnis dafür geweckt werden soll, dreht sich in der zweiten Stufe alles um die digitalen Assistenzsysteme sowie das Thema (IT-)Sicherheit. In Level drei geht es dann um die Arbeitsvorbereitung. So stehen etwa die Planung und Implementierung digitaler Assistenzsysteme, die Planung von Mensch-Roboter-Kollaboration sowie deren Simulation und Implementierung auf dem Programm. Jeder Block kann auch einzeln gebucht werden. „Werden alle drei Level und eine Abschlussprüfung absolviert, erhält man das Zertifikat zum Spezialisten für Cyber Physische Arbeitssysteme“, sagt Edtmayr. Startschuss für die Ausbildung, die sich an Führungskräfte und Mitarbeiter aus den Bereichen Produktionsleitung, Arbeitssystemplanung, Arbeitsablaufplanung, Montage, Fertigung, IT und Qualität richtet, ist im März. Dass die Praxis nicht zu kurz kommt, dafür sorgt der Veranstaltungsort, die TU Wien Pilotfabrik Industrie 4.0. „Hier gibt es verschiedene Cobot-Modelle für unterschiedliche Branchen, die im Echtzeitbetrieb agieren“, beschreibt Edtmayr.

Lehrgang für Praktiker

Praktikern den Umgang mit den Cobots näherzubringen ist auch Ziel des eingangs erwähnten Robotik-Colleges, das das BFI Steiermark in Kooperation mit dem Roboterhersteller Kuka in Deutschlandsberg anbietet. Dort wird zum einen Lehrlingen ab dem dritten Lehrjahr in Blöcken zu viermal zwei Wochen der Umgang mit Robotern vermittelt. Bereits ausgelernte Fachkräfte wiederum werden in sieben Monaten berufsbegleitend zum diplomierten Roboter-Techniker ausgebildet. „Dabei lernen sie, welche Roboter im Unternehmen sinnvoll sind und wie sie integriert werden können“, erklärt Köppel.

Und auch die AUVA ist auf den Zug aufgesprungen: In Eintagesseminaren vermittelt sie die wesentlichen Aspekte für die Konzeptionierung, Planung und Evaluierung von Arbeitsplätzen der Mensch-Roboter-Kollaboration unter Berücksichtigung der rechtlichen und normativen Bestimmungen.

Web: www.tuv-akademie.at, www.bfi-stmk.at, www.auva.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2019)

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