Ein Historikerstreit und was ihn mit Robert Menasse verbindet

Darf man über die Vergangenheit mit den Begriffen der Gegenwart urteilen, wenn es die politischen Absichten erfordern? Eine Frage, die sich nicht erst in der Debatte um Robert Menasse stellte, sondern bereits in einem exemplarischen Historikerstreit im 19. Jahrhundert. Eine Rückschau.

Der Historiker soll bei der Erwägung der Dinge der Vergangenheit von jeder vorgefassten Ansicht absehen, er soll sich einfach an die Tatsachen selbst halten, wie die kritische Forschung sie als wirklich geschehen hinstellt.“ Julius Fickers Worte von 1861 muten heute als Selbstverständlichkeit an. Sind sie aber weniger denn je. Die Geschichtswissenschaft wurde seit je von der Politik instrumentalisiert – einmal mehr, ein andermal weniger. Stets wurde die Vergangenheit gegen die Gegenwart in Stellung gebracht und als Legitimation – wofür auch immer – herangezogen. Geschichte als Argument. Doch taugt sie tatsächlich dazu?

Konterpart des katholischen Innsbrucker Historikers Julius Ficker in einem für die Geschicke Europas nicht unerheblichen Historikerstreit war der protestantische Münchner Ordinarius Heinrich von Sybel. Der plädierte für ein enges Bündnis zwischen Politik und Wissenschaft als Voraussetzung einer „sittlich begeisternden“ Geschichtsschreibung. Doch worum ging es in der Auseinandersetzung? Um ein Thema, das uns im Zusammenhang mit der Debatte um Robert Menasses „Europhorie“ durchaus beschäftigen könnte – wären wir nicht so karnickelhaft auf das 20. Jahrhundert fixiert.

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