Die unbändige Langzeitbatterie der Theresa May

Sie läuft immer weiter, aber weiß sie noch, wohin es gehen soll?

Stofftiere stapfen durch den Schnee. Nach und nach bleibt eines nach dem anderen stehen, nur eines der Tiere geht weiter und weiter. Es war die Werbung eines Batterieherstellers in den 1990er-Jahren, die an die heutige Rolle der britischen Premierministerin, Theresa May, erinnert. Ihre Langzeitbatterie ist beeindruckend. Sie weicht kaum einen Millimeter von ihrem Kurs ab. Sie läuft mit dem schweren Gepäck des fast 600 Seiten umfassenden EU-Austrittsabkommens auf dem Rücken schon Monate stur in eine Richtung, während ihre parteiinternen Gegner und die Opposition nach Kurskorrekturen brüllen. Sie nickt zwar das eine oder andere Mal zur Seite, weicht aber nicht ab.

Ist das wirklich ihre Taktik, das alles durchzustehen, um den geordneten EU-Ausstieg doch noch zu erreichen? Die jüngsten Beschlüsse des Unterhauses stehen zwar erneut ihrem Ziel entgegen. Aber es verdichtet sich der Eindruck, dass sie auch diesmal darüber hinweggehen wird. Sie wird zum wiederholten Mal nach Brüssel und wieder zurück stapfen, ohne ihren Rucksack neu zu befüllen.

Es ist ihre einzige, etwas simple Strategie: Weiterzugehen, bis ihre Gegner auf der Strecke bleiben. May ist der Kontrapunkt zu Politikern wie Christian Kern, die schon bei der ersten Steigung aufgeben. Viele behaupten, sie habe längst die Orientierung verloren, aber vielleicht ist sie auch die Einzige in London, die überhaupt noch eine hat.

wolfgang.boehm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2019)

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