Rosenkranz: Mit "17 plus" gegen Fischer

Rosenkranz plus gegen Fischer
Rosenkranz plus gegen Fischer(c) REUTERS (HERWIG PRAMMER)
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Präsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz legt sich die Latte nur halb so hoch wie ihr Parteichef. Wie Rudolf Gehring setzt sie im Kampf gegen Fischer auf Tradition und Familie.

Wien. Es hätte der große Tag der drei Präsidentschaftskandidaten werden können, die sich mit neuem Glanz der Öffentlichkeit präsentieren. Stattdessen wählten die Anwärter auf das höchste Amt im Staat am Sonntag die sichere Variante. Alle drei, Bundespräsident Heinz Fischer, FPÖ-Herausforderin Barbara Rosenkranz und Außenseiter Rudolf Gehring von den „Christen“, präsentierten sich im Fernsehen und im Fall Fischers bei einer Diskussion mit den Grünen als seriös und zuverlässig. Zeigen die jüngsten Umfragen ein Potenzial von mehr als 80 Prozent für Fischer, von mehr als zehn Prozent für Rosenkranz und von nur wenigen Prozentpunkten für Gehring, so wollen gerade die Herausforderer noch höher hinaus.

Rosenkranz legte sich fest: „17 Prozent plus“ will sie erreichen – sie strebe das beste Ergebnis eines FPÖ-Anwärters auf das Bundespräsidentenamt an, sagte sie in der ORF-„Pressestunde“. Das heißt, sie will Willfried Gredler übertreffen, der 1980 auf 16,96 Prozent kam. Das heißt aber auch, die niederösterreichische Landespolitikerin legt sich die Latte nur halb so hoch, wie Parteichef Heinz-Christian Strache ihr das Ziel setzt: 35 Prozent oder mehr sähe er gern am 25. April für Barbara Rosenkranz. Dabei war er kürzlich nicht einmal bei ihrem Wahlkampfauftakt dabei. Aus gut nachvollziehbaren „privaten Gründen schwerwiegender Natur“, wie Rosenkranz am Sonntag betonte. Von parteiinternen Differenzen wollte sie ausdrücklich nicht sprechen.

Inhaltlich wählte die FPÖ-Politikerin ihre Worte sorgsam. Zum Thema NS-Verbotsgesetz sagte sie erneut, sie sei gegen eine Abschaffung des Gesetzes. Dass sie darüber auf Drängen des „Krone“-Chefs Hans Dichand sogar eine eidesstattliche Erklärung abgegeben hat, erklärte sie damit, dass es sonst eine massive Kampagne der „Krone“ gegen sie gegeben hätte.

„Echte Wahlfreiheit für Frauen“

Darüber hinaus setzte die FPÖ-Politikerin vor allem auf die Themen Tradition und Familie. Mütter bräuchten echte Wahlfreiheit, „wie lange sie zu Hause bleiben oder wann sie die Betreuung auslagern“. Und zwar „ohne wirtschaftlichen Zwang“, sagte Rosenkranz, die sich ärgert, dass der Betrag des Kinderbetreuungsgeldes von 14,53 Euro pro Tag seit 2002 nicht an die Inflation angepasst worden ist.

Mit ihrem Plädoyer für mehr Verständnis für Mütter und Hausfrauen lag Rosenkranz auf einer Linie mit Rudolf Gehring, der sich ebenfalls am Sonntag in einer „Pressestunde“ der Öffentlichkeit stellte. Für Kinder wäre es das Beste, würden die Mütter sie „so lange wie sinnvoll und möglich“ selbst erziehen. Die Bindung sei sehr wichtig, so der „Christen“-Chef.

Homosexualität nannte Gehring einen „Irrweg, keine Krankheit“. Einen Irrweg deshalb, weil es nicht der Natur entspreche, gleichgeschlechtlich zusammenzuleben. Homo-Ehen lehnt Gering ab.

Zur Kirche positionierte er sich versöhnlicher als diese sich zu ihm. Die verhaltene Reaktion der Kirche gegenüber Opfern früherer Missbrauchsfälle, die kürzlich bekannt wurden, wollte er nicht kritisieren. Dass ihn hohe Kirchenvertreter nicht unterstützen, weil er fanatisch sei, sieht der „Christen“-Chef nicht tragisch: Es gebe sehr wohl auch Bischöfe und Priester, die auf seiner Seite stünden. Kirche und Staat müssten aber getrennt bleiben – was die Ämter angeht. Beten in der Politik, zum Beispiel am Beginn einer Ministerratssitzung, wäre hingegen „nicht schlecht“, sagte Gehring.

Warten auf Zogaj-Entscheid

Amtsinhaber Fischer, von beiden Herausforderern als farblos und zurückhaltend gegenüber der Regierung kritisiert, gab sich in einer Diskussion mit grünen Spitzenpolitikern souverän, aber unkonkret (Livestream: www.gruene.at). So zum Beispiel, als es um die Klimaziele der Regierung oder um Steuergeld für die Entwicklungszusammenarbeit im Hinblick auf das geplante „Sparbudget“ ging. Beides sei wichtig, Genaueres dazu zu sagen, wäre von ihm als – nicht zuständiger – Bundespräsident aber unseriös, sagte Fischer.

Auch zum humanitären Bleiberecht für die Familie Zogaj gab er sich vorsichtig: Er halte die aufschiebende Wirkung, die der Verfassungsgerichtshof im Asylverfahren zuerkannt hat, für „vernünftig“. Die abschließende Entscheidung hätte Gewicht.

Immerhin: Bei der Diskussion mit den Grünen und interessierten Bürgern blieb Fischer zwar Witze schuldig. Gegenüber Grünen-Chefin Eva Glawischnig wiederholte er aber sein Versprechen, in seiner zweiten Amtszeit mehr „Lustigkeit“ zu zeigen. Meinung, S. 27

AUF EINEN BLICK

Briefwahl. Erstmals kannheuer auch der Bundespräsident mittels Briefwahl gewählt werden. Briefwähler haben aber weniger Zeit als bei Nationalratswahlen: Denn ihre Stimmen müssen bis spätestens am Freitag nach der Wahl (am 30. April, 14 Uhr) bei der zuständigen Bezirkswahlbehörde eingetroffen sein. Die Stimme kann nicht nur auf dem Postweg übermittelt, sondern auch persönlich bei der Wahlbehörde abgegeben werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2010)

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