Aufgrund des anhaltenden Widerstandes von Bevölkerung und lokaler Politiker lässt der Handelsriese seinen Plan fallen, in New York eine zweite Zentrale mit 25.000 Jobs zu schaffen. Vor allem die geplanten Steuererleichterungen von fast drei Milliarden Dollar hatten zu Protesten geführt.
Es war ein erhoffter PR-Coup, der schlussendlich ziemlich daneben gegangen ist. 2017 startete der Online-Handelsriese Amazon einen offenen Bieterwettbewerb für die Ansiedlung seines geplanten zweiten Hauptquartiers neben der Firmenzentrale in Seattle. Der Konzern versprach Städten, die sich darum bewarben, die Schaffung von 50.000 Jobs und Investitionen in der Höhe von zumindest fünf Milliarden Dollar (4,43 Milliarden Euro). 238 Städte aus der gesamten USA, Kanada und Puerto Rico bewarben sich und lieferten detaillierte Unterlagen an den Konzern. 20 davon kamen auf eine Shortlist, mit denen konkretere Verhandlungen geführt wurden.
Aber schon die im November 2018 gefallene Entscheidung sorgte für Unmut. Denn Amazon entschloss sich, die Zentrale auf zwei Standorte aufzuteilen - New York und Virginia in der Nähe von Washington D.C. Also justament den zwei größten und wichtigsten Wirtschaftsräumen im Osten der USA. Man hätte sich somit das ganze Schaulaufen ersparen können, so die Kritik vor allem von Seiten der unterlegenen Bieter. Amazon habe dadurch nur an Daten der Städte kommen wollen.
Angst vor Gentrifizierung
Doch die Kritik beschränkte sich nicht nur darauf. Auch in der Sieger-Stadt New York erhob sich nach erfolgtem Zuschlag Widerstand. Diesmal waren es vor allem lokale Bürger und Politiker, die einer Ansiedlung von hochbezahlten Tech-Mitarbeitern kritisch gegenüberstanden. Sie befürchteten eine Gentrifizierung der betroffenen Stadtteile, wie sie beispielsweise beim in der Nähe des Silicon Valleys gelegenen San Francisco schon seit langem bemerkbar ist. Dort können sich viele alteingesessene Einwohner mit "normalen" Jobs das Wohnen nur mehr kaum leisten.
Darüber hinaus sorgte auch das finanzielle Entgegenkommen New Yorks für Ärger. Mit fast drei Milliarden Dollar wollte die Kommune die Ansiedlung der Firma des reichsten Mannes der Welt unterstützen. Die Subvention sollte großteils in Form von Steuererleichterungen fließen.
Amazon kehrt New York den Rücken
In der Nacht auf Freitag zog Amazon nun die Reißleine. Man habe keine "positive Zusammenarbeit" mit den lokalen Behörden mehr gesehen. Eine Anschuldigung, auf die New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio verärgert reagierte: "Wir haben Amazon die Chance gegeben, ein guter Nachbar zu sein und in der besten Stadt der Welt wirtschaftlich tätig zu sein. Aber anstatt mit der Community zusammenzuarbeiten, war Amazon diese Chance weg." Weniger diplomatisch zeigte sich der New Yorker Senator Michael Gianaris, einer der Wortführer der Amazon-Ansiedlung. Er erklärte, dass die Subventionen für Amazon schlicht unnötig gewesen seien. "Das war ein Erpressungsversuch. Schlicht und einfach."
Amazon erklärte weiters, den Suchprozess nun nicht erneut aufrollen zu wollen. Die Planungen für die Ansiedlungen in der Nähe von Wasthington D.C. seien zudem weiterhin aufrecht.
(jaz/Reuters)