Betrüger prellt Lehrling bei Online-Verkauf um Monatsgehalt

(c) Presse/Marin Goleminov
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Der 19-jährige Thomas K. wollte nur sein Notebook auf Willhaben verkaufen. Stattdessen versucht er jetzt, es mit Hilfe der Post wieder aus dem Ausland zurück zu bekommen und sieht sich zudem mit möglichen Konsequenzen durch Identitätsdiebstahl konfrontiert.

Kleider, Taschen, Laptops und vieles mehr wird auf Kleinanzeigenportalen privat verkauft. Über Willhaben, Geizhals, Ebay lässt sich Altgedientes zu Bargeld machen und so manches Schnäppchen ergattern. Das wollte auch Thomas K. als er sein neuwertiges Lenovo-Gerät auf Willhaben zum Verkauf anbot. Schon kurz darauf meldete sich ein Interessent. Ideal, möchte man meinen.

Der Käufer meldete sich über WhatsApp und machte auf den 19-Jährigen einen guten Eindruck. Auch, dass er das Paket nach Griechenland geschickt haben möchte, irritierte anfangs nicht. Er wolle es seiner Tochter schenken, die es für die Schule bräuchte.

Die Konversation - die WhatsApp-Nachrichten liegen der "Presse" vor - war freundlich, entspannt. Um beiden einen sicheren Geschäftsabschluss zu ermöglichen, wählte der Interessent nach eigenen Angaben einen Treuhandservice der Royal Bank of Canada. So werde das Geld erst freigegeben, wenn die Tracking-ID des Pakets bekannt sei.

Überweisung nur mit Aufzahlung?

Also ging er zur Post, versicherte das Paket und schickte es nach Athen. Doch als die Royal Bank of Canada dann in einer zweiten E-Mail aufgrund eines Limits für internationale Banküberweisungen eine Aufzahlung von 600 Euro forderte, via Western Union, wurde K. stutzig. Eine kurze Google-Anfrage bestätigte seinen Verdacht. Die angegebene E-Mail-Adresse rbc@consultant.com existiert nicht.

Als er seine Bedenken gegenüber dem Käufer äußerte, änderte sich auch abrupt der Ton. Ob er denn noch nie Auslandsüberweisungen getätigt habe und ob er denn annehme, er würde ihn betrügen wollen.

Genau das nahm K. an und zu Recht. Nur einen Tag nachdem er das Paket aufgab, wollte er es wieder zurückholen, den Versand stoppen. Bei der Post erteilte man ihm zuerst eine Absage: "Das Paket befinde sich bereits am Flughafen, hinter dem Zoll. Da haben wir keinen Zugriff mehr". Er reichte "Nachforschung wegen Betrugsverdachts" ein. Auf Nachfrage bei der Post, erklärte Pressesprecher Michael Homola gegenüber der "Presse": "Wir haben einen Stoppversuch in Griechenland gestartet."

Im besten Fall gelingt die Rückholaktion, oder aber Thomas K. zahlt ein hohes Lehrgeld.

Generell empfiehlt Homola, im Betrugsfall sich sofort an den Kundendienst zu wenden. Dies sei per E-Mail oder Telefon möglich.

Identitätsdiebstahl als mögliche Gefahr

Der ausgeklügelte Betrugsversuch ist nicht neu. Im Paypal-Forum warnen Geschädigte von derartigen Treuhand-Diensten. Für Thomas K. hat dieses Erlebnis aber noch ein Nachspiel. Denn neben einer Anzeige bei der Polizei, muss er auch Willhaben über den Betrugsversuch informieren, ebenso seine Bank. Denn mit den Kontodaten, dem vollen Namen und dem Wohnsitz lasse sich nicht ausschließen, dass der Betrüger online Einkäufe tätigt.

Wie man sich vor Internet-Betrug schützt

Um sich den Ärger zu ersparen, sollten generell keine Verkäufe über WhatsApp abgewickelt werden. Davor warnt Willhaben bereits beim Erstellen einer Anzeige. Auch vor Auslandsüberweisungen wird gewarnt. Vor allem aber sollte man sich von Interessenten nicht unter Druck setzen lassen.Wählen sie bei Online-Verkäufen immer die von der Plattform angebotene Kommunikationsmöglichkeit.

Vermeiden Sie Verkäufe ins Ausland.

Treffen Sie sich mit dem Interessenten an einem neutralen Ort. Nehmen Sie eine Begleitperson mit. Dann haben Sie bei Unstimmigkeiten einen Zeugen.

Für Zahlungen immer https-Verbindungen nutzen.

Akzeptieren Sie keine Schecks. In vielen Fällen werden Schecks geschickt, mit einem weit höheren Betrag. Der Verkäufer soll dann umgehend den Differenzbetrag überweisen. Wenige Tage später platzt der Scheck. Auch von Gutscheinen, Bitcoins, Western Union wird abgeraten.

Western Union ist besonders geeignet um Bargeld an Personen im Ausland auch ohne Kontoverbindung zu senden. Verwenden Sie Western Union nur für Geldtransfers an Ihnen bekannte Personen.

Paypal ist grundsätzlich ein sicherer Online-Bezahldienst um Zahlungen im Internet ohne Eingabe der Bankdaten abzuwickeln. Um Missbrauch zu verhindern empfiehlt PayPal, immer die PayPal URL in ein neues Browserfenster einzutippen. Verwenden Sie keinesfalls Links, die Ihnen in E-Mails gesandt wurden.

Seien Sie sparsam bei der Weitergabe Ihrer Daten, speziell bei Kontodaten.

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