Ski-WM: Ein Bulgare lässt sein Land träumen

Popow schreibt an seinem Skimärchen.
Popow schreibt an seinem Skimärchen.(c) Instagram
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Er ist ein Shootingstar: Mit 1,64m einer der kleinsten Läufer, hat Albert Popow groß aufgezeigt.

Åre. Insidern ist Albert Popow schon länger ein Begriff, der breiten Öffentlichkeit spätestens seit den Slalomklassikern in Österreich. Neunter in Kitzbühel, Sechster in Schladming – ausgerechnet in zwei der anspruchsvollsten Rennen im Weltcup hat der Bulgare aufgetrumpft. „Form und Gefühl waren gut, und nach dem ersten Ergebnis habe ich gesehen, dass ich es schaffen kann. Das hat geholfen“, analysiert der 21-Jährige seinen Durchbruch.

Popow eilte der Ruf als Supertalent voraus, bereits 2014 debütierte er im Weltcup. Doch dann die Zäsur: Nach einem Training in Sölden stürzte das Auto, in dem er mitfuhr, über 100 m in die Tiefe, sein Betreuer, der slowenische Ex-Rennläufer Drago Grubelnik, kam dabei ums Leben. „Ich erinnere mich an jeden Moment davon, aber damals habe ich nichts gespürt, es war wie ein Traum“, erzählt der Mann aus Sofia der „Presse“ in Åre. Er selbst kam mit einem Knöchelbruch und Gesichtsverletzungen davon. „Natürlich habe ich um Drago getrauert, aber ich probiere es seither von der anderen Seite zu sehen: Es kann so schnell vorbei sein, also versuche ich, jeden einzelnen Moment zu nutzen.“

Ohne psychologische Unterstützung, aber mit großen Zielen kämpfte sich Popow zurück und arbeitete mit Fitnessguru Gerhard Außerlechner, der auch Michael Matt betreut, an seiner Fitness. Mit 1,64 m zählt der Bulgare zu den kleinsten Athleten im Skizirkus. „Jeder hat seine eigene Technik. Ich studiere andere Läufer, aber wie Ramon Zenhäusern werde ich nie fahren können“, sagt er zum Schweizer Zwei-Meter-Mann. „Ich kenne meinen Körper und versuche, ihn als Waffe einzusetzen.“

Die Titelkämpfe in Schweden sind Popows zweite, die Voraussetzungen ganz andere als noch vor zwei Jahren. „Das Interesse in Bulgarien ist seit den zwei Resultaten sehr groß, das ist neu für mich. Alle träumen von Gold“, berichtet der 21-Jährige. Besonderen Druck verspüre er auf der Jagd nach Bulgariens erstem WM-Edelmetall am Sonntag trotzdem nicht, wie er betont: „Ich habe nichts zu verlieren.“

Mit der Unterstützung seitens des bulgarischen Verbands ist Popow inzwischen hochzufrieden, nach Åre ist er mit Coach Ivaylo Borisow angereist und trainiert wie schon in den vergangenen drei Jahren mit dem deutschen Technikteam. „Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut, sie helfen mir viel.“ Felix Neureuther habe ihm etwa wertvolle Tipps zur Besichtigung gegeben.

Schon bald möchte Popow die Nachfolge von Petar Popangelow antreten, dem ersten und bislang einzigen bulgarischen Sieger im Weltcup, das große Ziel ist Olympia-Gold. Ob er auf dem Weg dorthin Marcel Hirscher schlagen wird? „Ich werde es versuchen.“ (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2019)

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