In einer Welt voller Tyrannen

„Sie haben es mir versaut.“ Angela Lehner, geboren 1987 in Klagenfurt.
„Sie haben es mir versaut.“ Angela Lehner, geboren 1987 in Klagenfurt. (C) Paula Winkler
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Die Hassliebe zwischen einem Geschwisterpaar ist das Herzstück von Angela Lehners Familienaufstellung. „Vater unser“: ein Roman über Kindesmissbrauch und seine psychischen Folgen.

Schaut auf dieses kleine, süße Nachbarland!“, fordert Angela Lehner in der „Zeit“ vom 11. September 2018 ihr deutsches Publikum auf. Das scheint – trotz der Formulierung – nicht ironisch gemeint zu sein, wenn sie ergänzt, dass Österreich „Vorbote dessen sein (könnte), was Deutschland bevorsteht“. Gemeint ist ein Rechtsruck in den Geschlechterverhältnissen, geht es in dem Artikel doch um die „Affäre Sigrid Maurer“, also um Sexismus in den sozialen Medien. Für die 1987 in Klagenfurt geborene und inzwischen in Berlin lebende Autorin ist Österreich durch das Urteil gegen die ehemalige Abgeordnete schnurstracks auf dem Weg zurück „zu zerbrechlichen Frauen, zu heteronormativen Beziehungen, zu österreichischen Menschen“ – was auch immer Letztere sein sollen. Österreich also – mit Hebbel gesprochen – wieder einmal eine kleine Welt, in der die große ihre Probe hält.

Sorry, Angela Lehner: Ich kann das nicht ernst nehmen. Das Land von Pegida und AfD, der Herren Gauland und Maaßen soll Österreich vor der „Tendenz zum Konservativen, zum Zumachen“ schützen? Und, liebe Angela Lehner, in Ihrem Roman „Vater unser“ sind Sie nicht nur wesentlich differenzierter als in diesem Artikel, sondern auch unvergleichlich witziger. Damit bin ich, nach der umleitenden Einleitung, beim eigentlichen Gegenstand dieses Textes angelangt. Die Umgehung war aber nicht umsonst, hat sie doch das Thema von Angela Lehners Roman eingekreist: toxische Männlichkeit und deren Folgen für Frauen.

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