Zu teure Gurken: Erdogan lässt "gierige" Gemüsehändler abstrafen

February 25 2018 Istanbul Turkey A man selling vegetables in Tarlabasi Sunday market in Istanb
February 25 2018 Istanbul Turkey A man selling vegetables in Tarlabasi Sunday market in Istanb(c) imago/ZUMA Press (Emrah Oprukcu)
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Die überhöhten Preise für Obst und Gemüse treiben die Inflation. Das wiederum bringt Problem für Präsident Erdogan, der nun die Märkte verstärkt kontrollieren lässt.

Vor den Kommunalwahlen Ende März straft die türkische Regierung "gierige" Gemüsehändler mit Strafgeldern von insgesamt zwei Millionen Türkische Lira (etwa 330.000 Euro) ab. Die Zeitung "Hürriyet" berichtete am Donnerstag, dass die Regierung wegen überhöhter Preise für Obst und Gemüse Kontrollen auf Märkten veranlasst habe. Man habe die Einkaufs- mit den Verkaufspreisen vergleichen lassen.

Insgesamt 88 Firmen hätten ihre Produkte zu teuer verkauft, darunter Gurken, Knoblauch und Kartoffeln. Das Gemüse-Thema wächst sich zu einem neuralgischen Punkt des Wahlkampfes aus. Die Türkei leidet unter einer hohen Teuerungsrate, und die schlechte wirtschaftliche Lage könnte die regierende AK-Partei von Präsident Recep Tayyip Erdogan bei der Kommunalwahl Stimmen kosten. Besonders teuer wurden Lebensmittel. Im Jänner 2019 kosteten sie im Durchschnitt 30,97 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Bei einigen Gemüsesorten waren es bis zu 88 Prozent mehr. Bei ihren Markt-Stichproben wollen die Behördenvertreter laut "Hürriyet" allerdings Preisaufschläge von 100 bis 800 Prozent entdeckt haben.

"Freie Marktwirtschaft?", donnerte Erdogan während einer Wahlkampfrede in Denizli am Donnerstag, als er das Thema wieder einmal aufgriff. "Macht das jemand anderem weis."

Die Strafgelder sind eine Maßnahme im Kampf gegen den "Lebensmittel-Terror", wie Erdogan es jüngst genannt hatte. Experten halten die Krise für mehrheitlich hausgemacht - die Regierung macht gerne Händler oder "auswärtige Kräfte" verantwortlich. Mitte Februar hatte sie begonnen, in Ankara und Istanbul Gemüse zu Einkaufspreisen abzugeben. Erdogan kündigte am Donnerstag an, die Aktion auszudehnen, sollten die Preise nicht fallen.

(APA/dpa)

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