Experten: Digitales Lernen schon fest im Alltag verankert

Im Bild v.l.n.r.: Jochen Robes (Robes Consulting), Jürgen Hofer (HORIZONT, Manstein Verlag), Gerti Kappel (TU Wien) , Alexis Johann (FehrAdvice & Partners), Marcus Kapun (BAWAG P.S.K.) und Thomas Stern (Braintrust)
Im Bild v.l.n.r.: Jochen Robes (Robes Consulting), Jürgen Hofer (HORIZONT, Manstein Verlag), Gerti Kappel (TU Wien) , Alexis Johann (FehrAdvice & Partners), Marcus Kapun (BAWAG P.S.K.) und Thomas Stern (Braintrust)(c) APA/APA-Fotoservice/Schedl (Ludwig Schedl)
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Bildung als letztes gallisches Dorf, was Digitalisierung betrifft? Von wegen, die Lernwelt ist schon lange keine analoge mehr. YouTube, WhatsApp und Online-Kurse seien im Alltag bereits fest verankert, um Antworten und Lösungen zu finden, erklärten Expertinnen und Experten bei einer Veranstaltung der Plattform „Digital Business Trends“ (DBT) gestern, Donnerstagabend, in Wien. Klassische Bildungsträger und so manches Unternehmen würden sich zum Teil aber noch schwer tun.

„Wir brauchen nicht diskutieren, ob digitales Lernen kommt. Das ist bereits ein milliardenschwerer Markt“, so Jochen Robes vom Beratungsunternehmen Robes Consulting. Eine Unterscheidung zwischen „analog“ und „digital“ sei überflüssig. Wo und wann Lernprozesse beginnen, würden die Menschen heutzutage selbst entscheiden. Dabei gehe es nicht mehr um „elektronische Unterweisungen“. Im Vordergrund stünde Wissen und Erfahrung auszutauschen, beispielsweise auch über Netzwerke im Unternehmen.

Traditionelle Bildungsinstitutionen hätten aber noch Probleme, die neuen Möglichkeiten auszuschöpfen. „Bibliotheken und Volkshochschulen müssen sich neu erfinden, sonst sind sie in ein paar Jahren obsolet. Die sagen YouTubern nichts mehr“, ist Robes überzeugt. Es fehle oft noch an den digitalen Kompetenzen des Bildungspersonals, am Wissen um neue Bildungskonzepte, die das Alte mit dem Neuen kreativ verbinden, sowie an entsprechenden Geschäftsmodellen.

YouTube-Generation braucht nicht überzeugt zu werden

„Wie die Zellteilung funktioniert lernen Kinder auf YouTube. Diese Generation ist da, die brauchen wir nicht mehr überzeugen“, so Gerti Kappel von der Technischen Universität (TU) Wien. Die entsprechenden Technologien gebe es, von Internet über Endgeräte zu E-Learning-Plattformen und MOOCs (Massive Open Online Courses). Das reiche aber nicht, „denn digitales Lernen ist in den seltensten Fällen ein Selbstläufer“. Wichtig sei, die entsprechenden Kompetenzen zu vermitteln.

An der Uni würden die digitalen Angebote bereits sehr gut angenommen. Dabei gehe es nicht um einen Ersatz, sondern eine Ergänzung. „Am Tag vor der Prüfung ist schon der Server zusammengebrochen, weil sich die Studierenden die Vorlesung noch einmal anhören wollten“, erklärte Kappel. Genützt würden auch Möglichkeiten zur Online-Wissensüberprüfung: „Das ist wie bei der Führerscheinprüfung. Wenn ich über 80 Prozent komme, trete ich an.“

Bildungsniveaus angleichen durch künstliche Intelligenz

„Beständiges Lernen ist in der schnelllebigen Welt das Gebot der Stunde. Digitale Angebote sind dabei eine große Unterstützung“, befand auch Alexis Johann, Partner bei der Unternehmensberatung FehrAdvice & Partners. So könnte künstliche Intelligenz eingesetzt werden, um auf jedes Kind individuell einzugehen. „Bildungsniveaus lassen sich dadurch bereits in sechs bis zwölf Monaten angleichen. Da gibt es unglaublich positive Effekte“, sagte Johann. Derzeit arbeite man daran, durch digitales Lernen Rollenmodelle zu verändern.

In Österreich würden digitales Lernen und Lernen über Digitales im internationalen Vergleich immer noch hinterher hinken, befand Jürgen Hofer, ab März neuer Chefredakteur des HORIZONT sowie der Magazine „bestseller“ und „update“ im Manstein Verlag. Dass erst jetzt damit begonnen werde, verpflichtend digitale Grundkompetenzen an den Schulen zu vermitteln, sage viel über den aktuellen Stand aus. „Die Kinder nutzen die Angebote und wissen nicht, was das mit ihnen macht“, hält Hofer, der sich selbst der „Generation Overheadprojektor“ zuordnet, digitale Kompetenzen für unerlässlich.

Das gelte für alle Altersgruppen, ergänzte Marcus Kapun von der BAWAG P.S.K. Mit den „Digitalen Stunden“ habe man interessierten Kunden die Funktionen der digitalen Banking-Lösungen näher gebracht. „Die sind gekommen, haben ausprobiert und erklärt bekommen. Das betrifft die ganze Bandbreite von jung bis alt“, so Kapun. Bei Erklärvideos bleibe oft nicht viel hängen. Bessere Erfahrungen habe man mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen gemacht. „Da wird man beispielsweise dabei begleitet, wie man eine Karte sperren kann.“

Über die Digital Business Trends

Die Veranstaltungsreihe Digital Business Trends (DBT) wird gemeinsam von APA – Austria Presse Agentur und styria digital one (sd one) organisiert und von Partnern (Unternehmen, Organisationen und Medien), die den digitalen Wandel aktiv mitgestalten wollen, getragen.​​​​​​

Im Rahmen von insgesamt zehn Veranstaltungen pro Jahr (Wien, Linz, Graz) trifft sich die digitale Community zum Meinungsaustausch und Networking im real life und spricht über Markenentwicklungen, Technologien und Innovationen. 

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