Nowotny plädiert für Euro-Bills

Geldpolitik. Europäische Staatspapiere könnten den Euro stärken.

Brüssel/Wien. Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny hat sich für die Schaffung gemeinsamer europäischer Anleihen, sogenannter Euro-Bills, ausgesprochen. Diese könnten ein Volumen von 900 Mrd. Euro erreichen und wären als einheitliches Euro-Instrument und als sichere Anlageform ein wesentlicher Punkt zur internationalen Stärkung des Euro, sagte Nowotny am Freitag in Brüssel.

„Ich glaube, dass man zumindest überlegen sollte, im kurzfristigen Bereich ein Safe Asset zur Verfügung zu stellen. Das heißt nicht europäische Bonds, sondern Euro-Bills, also gemeinsame gekoppelte Staatspapiere bis zu einer Laufzeit von einem Jahr“, erklärte er.

Derzeit würden weltweit 40 Prozent der unmittelbaren Zahlungen in Dollar abgewickelt und 38 Prozent in Euro, sagte Nowotny. Bei den internationalen Währungsreserven seien 63 Prozent in Dollar und nur 20 Prozent in Euro.

Ein Hauptproblem der europäischen Gemeinschaftswährung sei, dass es keine einheitliche Veranlagungsmöglichkeit auf breiter Basis in Euro gebe. So erreiche der Bestand an deutschen Anleihen ein Volumen von 1180 Mrd. Euro oder elf Prozent des Euro-BIP. Dagegen machten amerikanische sichere Anleihen 12.000 Mrd. Euro oder 74 Prozent des BIP aus.

Zu Euro-Bonds gibt es wegen des gemeinsamen Risikos Bedenken, vor allem von Deutschland, die auch Österreich teilt. Diese seien ernst zu nehmen, betonte Nowotny.

Zu einer eventuellen Neuauflage von langfristigen Geldspritzen für Geschäftsbanken (TLTRO genannt) meinte der OeNB-Chef, dass die EZB Anfang März eine „Zwischenperspektive“ geben werde. Für die Umsetzung sei bis Sommer Zeit.

Für eine globale Erhöhung der Liquidität, etwa im Sinne einer – inzwischen wieder diskutierten – Wiederaufnahme des Anleihen-Ankaufprogrammes, sieht Nowotny „keine Notwendigkeit“. Wenn sich dagegen die wirtschaftliche Dynamik und auch die Kreditdynamik abschwächten, wäre es „sinnvoll“, spezielle, an die Kreditvergabe geknüpfte Maßnahmen zu überlegen. TLTRO wäre eine gezielte und vom Volumen deutlich beschränktere Maßnahme. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2019)

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