Hypo Alpe Adria: Ein Jet als Ladenhüter

Hypo Alpe Adria Ladenhueter
Hypo Alpe Adria Ladenhueter(c) EPA (Bombardier Aerospace)
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Bank hat ihren Learjet aus einem Konkurs „geerbt“. Das Gerät stammt aus der Masse der im vergangenen Jahr mit 6,9 Mio. Euro Passiva eingegangenen Wiener „WWW Bedarfsluftfahrtgesellschaft“.

wien (ju). Der Learjet 35A, der der Hypo Alpe Adria im Jänner dieses Jahres wie berichtet aus einem Kundengeschäft „zugeflogen“ ist und jetzt im Hangar auf einen Käufer wartet, dürfte ein Ladenhüter sein: Das Gerät stammt aus der Masse der schon im Mai vergangenen Jahres mit 6,9 Mio. Euro Passiva eingegangenen Wiener „WWW Bedarfsluftfahrtgesellschaft“ (damalige Eigentümer: Pochtler Private Equity GmbH und Dr. Winfried Dichtl). Es war im Mai 2009 aus der Masse ausgesondert und von der Hypo Alpe Adria, die de facto Eigentümer war, an die Wiener Aviation-Loww GmbH des Rechtsanwalts Andreas Grassl übergeben worden.

Dieses im Flugzeughandel und im Luftfahrtconsulting tätige Unternehmen hat laut Grassl die Halterschaft übertragen bekommen, um „die laufende technische Betreuung“ sicherzustellen. Der entsprechende Vertrag lief am 1.Dezember 2009 aus – wodurch die „Halterschaft“ endgültig an die Bank überging.

Die Hypo ist bereits Halter Nummer zehn des noblen Fluggeräts. Der Jet hat seine Karriere bei der Servicios Aeros Estrella SA in Mexiko begonnen, war dann unter US-Kennung für die World Jet Inc. aus Fort Lauderdale und für eine African Holdings Ltd. unterwegs. Es folgten Intermezzi bei Chartwell Aviation und Swift Flite in Südafrika, bevor der Jet unter der Kennung P4-KIS in Aruba landete. Der Besitzer hier ist klarerweise unbekannt: Im Steuerparadies registriert man Jets nicht gerne unter Namen. Von Aruba aus fand der Jet schließlich zur WWW Bedarfsluftfahrtgesellschaft nach Wien – und seither hat ihn der Financier Hypo Alpe Adria am Hals.

Rigoroser Sparkurs

Die Bank hat derzeit freilich andere Sorgen als den garagierten Jet: Gestern wurde bekannt, dass der Sparkurs auch in Österreich rigoros ausfallen wird. 256 der 1000 inländischen Mitarbeiter sollen abgebaut und Filialen – auch in Kärnten – geschlossen werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.04.2010)

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