Kinderqual: Arzt angeklagt

Neue Verhandlung: Der Arzt Eduard Lopatka bestreitet die Vorwürfe.
Neue Verhandlung: Der Arzt Eduard Lopatka bestreitet die Vorwürfe.APA/ERWIN SCHERIAU
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Neuauflage des Prozesses gegen den steirischen Arzt Eduard Lopatka: Der Mediziner soll seine Kinder psychisch gequält haben.

Graz. Es waren turbulente Szenen, die sich am Dienstag zu Beginn des Prozesses gegen den steirischen Arzt Eduard Lopatka abspielten: Im Grazer Straflandesgericht war man offenbar auf den großen Publikumsandrang nicht gefasst. Etliche interessierte Zuschauer mussten wegen Platzmangels wieder abziehen, ehe die Neuauflage der Verhandlung beginnen konnte.

Der praktische Arzt soll jahrelang seine vier Kinder psychisch unter Druck gesetzt haben, indem er etwa mit Selbstmord drohte oder sie mit abfälligen Äußerungen bedachte. Der Angeklagte bekannte sich nicht schuldig.

In einem ersten Prozess war der Mediziner freigesprochen worden. Das Oberlandesgericht Graz hatte aber eine neue Verhandlung angeordnet. Denn: Beweisergebnisse seien „nicht ausreichend erörtert“ worden. Erstrichter Andreas Rom hatte für Unverständnis gesorgt, da er unter anderem den Kleidungsstil der Kinder des Arztes kritisiert hatte.

„Wir stehen wieder ganz am Anfang eines Falles, der drei Kriminalromane füllen könnte“, begann nun Staatsanwalt Christian Kroschl am Dienstag seinen Eröffnungsvortrag. Er beschrieb, dass der Angeklagte seine vier Kinder jahrelang „gedemütigt“ habe. Er soll den Kindern auch Medikamente verabreicht haben, solange bis zwei Töchter medikamentenabhängig wurden. Außerdem verletzte sich der Arzt laut Ankläger selbst. Seinen Kindern soll er aufgetragen haben, ihm venöse Spritzen zu verabreichen. Wiederholt habe er mit Selbstmord gedroht. Alle vier Kinder waren in Psychotherapie: „Ein gänzlicher Heilungserfolg ist noch nicht eingetreten“, erläuterte Kroschl.

„Wir konnten uns alles leisten“

Auf Befragen durch Richter Oliver Graf schilderte der Angeklagte, dass er viel arbeitete, die Kinder versorgte und die Einkäufe erledigte. Andererseits gab er auch an, dass er zwei Haushälterinnen gehabt habe. Finanziell ging es der Familie offenbar sehr gut: „Wir konnten uns alles leisten“, bestätigte Lopatka. Seine Kinder hätten alles von ihm bekommen, „so viel Lego, dass ein Zimmer gar nicht gereicht hat“, und jede Menge Süßigkeiten. „Finden Sie das erziehungstechnisch gut?“, fragte der Richter. „Ich kann nicht Nein sagen, ich tue mir schwer damit, etwas auszuschlagen, das ist der Grund, warum ich diese Scheiße jetzt habe“, lautete die Antwort.

Dann kam die Befragung auf das Liebesleben, nachdem ihn seine Frau beschuldigt hatte, sie mehrmals betrogen zu haben. Diesbezügliche Fragen sind relevant, weil der Erstrichter den Freispruch mit einem „verspäteten Rosenkrieg“ begründet hatte. „Ich war immer treu“, betonte Lopatka. Der Richter: „Wann haben Sie nach der Scheidung eine Beziehung gehabt?“ Antwort: „Sehr rasch, ich bekam viele Angebote.“

Zu den eigentlichen Vorwürfen – einmal hatte sich der Arzt einen Schraubenzieher in den Bauch gerammt, seine Tochter musste diesen entfernen – sagte der Angeklagte, diese Handlungen seien „wie ein Ventil“ gewesen.

Die Verhandlung wurde auf 26. März vertagt. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2019)

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