Antik bis zeitgenössisch

Dieses Stillleben von Marie Egner findet man bei Kolhammer & Mahringer.
Dieses Stillleben von Marie Egner findet man bei Kolhammer & Mahringer.(c) dorofotograf1
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Die Wikam eröffnet in Wien die Messesaison. Das Angebot umfasst alle Sparten und bietet einen Überblick zum österreichischen Kunsthandel.

Nach der Winterpause am Wiener Kunstmarkt eröffnet die Wiener Internationale Kunst- und Antiquitätenmesse (Wikam) als erstes Großevent von 9. bis 17. März das neue Kunstjahr. Veranstalter ist der Verband Österreichischer Antiquitäten- und Kunsthändler, der die Messe alljährlich im Palais Ferstel und Palais Niederösterreich ausrichtet. 41 Aussteller, davon 36 aus Österreich, vier aus Deutschland und einer aus der Schweiz, bespielen die gesamte Bandbreite von der Antike bis zur Gegenwart mit Gemälden, Zeichnungen, Grafiken, Mobiliar, Schmuck, Asiatika, Volkskunst, Skulpturen, Schmuck und Teppichen.

Mehr Gegenwartskunst. In den letzten Jahren ist allerdings der Anteil an moderner und zeitgenössischer Kunst auf der Messe gewachsen. Das ist eine logische Konsequenz aus der generellen Entwicklung auf dem Kunstmarkt, wo Antiquitäten, Kunsthandwerk, aber auch alte Meister Marktanteile verloren haben.

Lieselotte Setzer von Lilly's Art, deren eigentlicher Schwerpunkt antike Uhren sind, hat seit Längerem diversifiziert und bietet neben Uhrmacherkunst des 17., 18. und 19. Jahrhunderts auch Gemälde und Skulpturen des 20. Jahrhunderts. So hat sie auf der Messe ein Schüttbild von Hermann Nitsch zum Verkauf. Es ist eines der wenigen Bilder mit Blut und darüber geschütteter Farbe. Es wird um 45.000 Euro angeboten. Zu den weiteren Höhepunkten am Stand zählt eine der letzten Skulpturen Bruno Gironcolis, die er für einen Künstlerkollegen gemacht hat. Sie kostet 38.000 Euro. Es gibt aber auch einen besonderen Zeitmesser, die Skulpturenuhr „Fregatte“, aus dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts in Form einer Fregatte. Kostenpunkt für diesen Hingucker: 28.000 Euro.

Eine breite Mischung aus Möbeln und Kunstgewerbe des Wiener Jugendstils, Gemälde der klassischen Moderne bis hin zur Malerei der Gegenwart hat auch Susanne Bauer. So bietet sie marktfrische, frühe Arbeiten von Christian Ludwig Attersee, die aus dem Besitz der Witwe seines ersten Sammlers stammen. Zwei Arbeiten hängen als Leihgabe in der aktuellen große Einzelausstellung im 21er-Haus des Belvederes, die ebenfalls sein Frühwerk in den Fokus rückt. Die Preisspanne für diese Arbeiten liegt zwischen 4000 und 20.000 Euro. Bauer bietet auch drei Gemälde von Hans Staudacher an, die aus einer Privatsammlung stammen. Die Preise liegen zwischen 16.000 und 28.000 Euro. Im Bereich Möbel hat sie unter anderem einen Tisch von Otto Wagner, ein Paar seltene Fauteuils von Otto Prutscher sowie mehrere Objekte von Josef Hoffmann, darunter einen Satztisch, im Programm. Abgerundet wird ihr Angebot mit Schmuck und Hagenauer-Bronzen.

Die Galerie Kaiblinger zeigt einen Querschnitt des Galerienprogramms, das österreichische Malerei ab 1900 bis zur Gegenwart umfasst, darunter etwa das Ölgemälde „Gelbfeldflämmlerflimmern“ von Gunter Damisch und die Originallithographie „Marilyn Monroe“ von Gottfried Helnwein.

Die Galerie Szaal stellt drei Künstler der Abstraktion in den Mittelpunkt: Hans Staudacher, Hubert Scheibl und Drago Julius Prelog. Ergänzt wird das Programm vom gegenständlich malenden Künstler Helmut Ditsch, der für seine intensiven Motive der Bergwelt bekannt ist. Auf dem Stand wird etwa „Gletscher II“ zu sehen sein.


Kunst der klassischen Moderne. Das Galeristen-Duo Alfred Kolhammer und Rudolf Mahringer hat einen Schwerpunkt auf Kunst der klassischen Moderne. Zu den Höhepunkten auf der Messe zählt „Hahnenkampf“ von Oskar Laske, das aus dem Nachlass der Tochter des Künstlers stammt und 1952 in der Retrospektive im Wiener Künstlerhaus ausgestellt war. Der Preis liegt bei 98.000 Euro. Von Anton Mahringer bringen sie das Gemälde „Kesselwaldlandschaft mit Sonnenuntergang“ aus dem Jahr 1950 mit, das 58.000 Euro kostet. Werke von Künstlerinnen stehen bei den Galeristen ebenfalls hoch im Kurs. So bieten sie etwa ein „Stillleben mit Primeln und Veilchen“ der Stimmungsimpressionistin Marie Egner an, ebenso wie Arbeiten der von Kolhammer und Mahringer wissenschaftlich aufgearbeiteten Künstlerin – sowie, anlässlich der aktuellen Ausstellung im Unteren Belvedere „Stadt der Frauen“, Werke von Broncia Koller-Pinell und Helene Funke. Arbeiten von Funke kosten um die 15.000 Euro, die von Koller-Pinell um die 10.000 Euro.

Gleich mehrere Aussteller bieten außereuropäische Kunst an. Eines der ältesten Exponate ist eine große altbabylonische Keilschrift-Tafel aus der ersten Hälfte des 2. Jahrtausends vor Chr., zu finden bei Christoph Bacher Archäologie/Ancient Art. Er hat auch eine ägyptische Mumienmaske mit geflügeltem Skarabäus aus der spätptolemäischen Zeit zu bieten.

Auf Silber und Schmuck ist Kunsthändlerin Sonja Reisch spezialisiert. Sie bringt einen Empire-Samowar um 1800 sowie eine mit zahlreichen Edelsteinen ausgelegte Hahn-Brosche von 1935.

Ein Fixpunkt auf der Wikam ist seit Jahren der Stand von Kössl Kunst, der wertvolle Teppiche aus Anatolien, dem Kaukasus und Persien anbietet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2019)

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