Woher stockdunkel und zappenduster kommen

Hier ist es stockdunkel.
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Dunkel wie ein Wanderstab? Eher nicht. Denken wir dabei lieber an Gefängnisse und Kasernen.

Ganz selbstverständlich sagen wir in finsterer Nacht, dass es stockdunkel ist. Doch bei der Nachfrage, was die Dunkelheit mit einem Stock zu tun hat, gerät man ins Stocken. Nun, die erste Assoziation ist wohl ein Holzstock, wie man ihn etwa beim Wandern verwendet. Nur für die Erklärung einer besonders starken Dunkelheit reicht dieser Gehbehelf nicht. Was daran liegt, dass er eher nur sehr indirekt damit zu tun hat. Ursprünglich war mit dem Stock nämlich eine Art Holzfessel für Füße gemeint, mit der man Gefangene im Mittelalter an der Flucht hinderte. Im Gegensatz zum Pranger, an dem man zur Schau gestellt wurde, befand sich der Stock in einem Gebäude – möglicherweise auch noch in völliger Dunkelheit. Dieses Gebäude bekam im Volksmund auch die Bezeichnung Stockhaus oder auch nur Stock. Die Finsternis, wie sie einem im Gefängnis begegnet, wurde dann eben als stockdunkel festgeschrieben.

Zappenduster als ein Synonym dafür hat allerdings nichts damit zu tun. Eine mögliche Erklärung für die Herkunft des Begriffs ist Zofon, das im Rotwelschen für Mitternacht stand. Dunkel wie um Mitternacht, also. Eine zweite Variante ist die Verwandtschaft mit dem Zapfenstreich. Der kommt vom Streichen – also Schlagen – auf den Zapfen, einen sich nach unten verjüngenden länglichen Holzpflock, mit dem früher Bierfässer geschlossen wurden. Das Ritual, dem Bierfass den Zapfen aufzusetzen, bedeutete, dass man mit dem Trinken aufhören musste. In der Soldatensprache wurde daraus das Zeichen, in die Unterkunft zurückzukehren. Dazu wurde oft auch ein Signal gegeben, etwa durch eine Trompete oder eine Trommel – und da darauf Begleitmusik für die Soldaten folgte, versteht man heute unter Zapfenstreich auch eine militärische Musikdarbietung. Schlafen gehen muss man dann also nicht mehr. Selbst, wenn es schon zappenduster ist. Oder stockfinster.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2019)

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