US-Autokäufer halten sich zurück

Höhere Zinsen in den USA machen den gewohnten Autokauf auf Pump weniger attraktiv.
Höhere Zinsen in den USA machen den gewohnten Autokauf auf Pump weniger attraktiv. (c) REUTERS (EDUARDO MUNOZ)
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Nach der Flaute in China bekommt die Branche nun die Auswirkung steigender Zinsen in den USA zu spüren. Langfristig kämpft sie mit strukturellen Problemen wie der Dieselkrise.

Washington/Berlin. Auf dem US-Markt droht eine Flaute, unter anderem, weil der beliebte Autokauf auf Pump wegen steigender Zinsen nicht mehr so attraktiv erscheint. Zudem hielt das kalte Wetter in einigen Regionen die Käufer vom Besuch im Autohaus ab. Die Autokäufe in den USA sind im Februar jedenfalls um drei Prozent zurückgegangen.

Auch die deutschen Hersteller waren betroffen. Mercedes-Benz verkaufte mit 21.660 12,5 Prozent weniger Autos, der Absatz von Volkswagen fiel binnen Jahresfrist um 3,6 Prozent auf 25.706 Fahrzeuge. Die Tochter Audi brachte rund zwölf Prozent weniger Autos an die Kunden. Rund lief es dagegen erneut mit den Sportwagen der Tochter Porsche, von denen zehn Prozent mehr verkauft wurden. BMW schaffte ein knappes Plus von 0,2 Prozent.

Bei der Konkurrenz kamen die Geschäfte ebenfalls ins Schleudern. Nach Jahren des Wachstums ließ die Nachfrage nach SUVs nach. Händler blieben auf den sonst so beliebten Fahrzeugen vermehrt sitzen. Bei den japanischen Herstellern Toyota und Nissan gab der Absatz daher um rund fünf beziehungsweise um zwölf Prozent nach. Beim italienisch-amerikanischen Rivalen Fiat fiel er um zwei Prozent. Die beiden größten US-Autobauer, General Motors und Ford, veröffentlichen keine Monatsstatistiken mehr. Sie legen ihre Zahlen nur noch pro Quartal vor.

Angst vor Regulierung

Neben den USA macht vor allem der schwächelnde chinesische Automarkt der Branche Sorgen, die Nachfrage dort sank bereits im vergangenen Jahr deutlich. 40 Prozent der in einer PwC-Umfrage befragten deutschen Automanager sagten, der Rückgang bedeute für ihr Unternehmen Umsatzeinbußen von mehr als zehn Prozent. China ist mit rund 23 Millionen verkauften Autos der größte Einzelmarkt vor den USA.

Der Studie zufolge sehen die Automanager aber größere Risiken für die Branche, die weit über kurzfristige Einflüsse wie das Wetter oder mittelfristige wie den Konjunkturzyklus hinausgehen. Konkret nennen sie die Dieselkrise, strengere Klimaschutzvorgaben und den Wandel zum Elektroauto als größte Herausforderungen. 75 Prozent der von der Unternehmensberatung PwC befragten Manager sagten, die Dieselkrise werde im laufenden Jahr große Auswirkungen auf ihr Unternehmen haben, 70 Prozent nannten Regulierungen wegen des Klimawandels. Der Brexit, der chinesisch-amerikanische Handelsstreit und die abkühlende Konjunktur folgten dahinter.

„Internationale Krisen und schwächelnde Kernmärkte machen der Branche gerade in einer Phase zu schaffen, in der große Investitionen in Zukunftsthemen wie dem autonomen Fahren oder auch vernetzten Mobilitätsdienstleistungen gefragt wären“, stellt PwC-Partner Felix Kuhnert fest. Denn auch die Elektrifizierung sorgt für Unsicherheit. 77 Prozent der befragten Führungskräfte gaben an, bei der Entwicklung von Batterietechnologie unter enormem Innovationsdruck zu stehen. Weniger als die Hälfte fühlt sich in diesem Zukunftsfeld gut vorbereitet.

Kurz vor dem Genfer Autosalon, einer der wichtigsten Automessen, stellt die deutsche Autoindustrie für die kommenden drei Jahre Investitionen von etwa 60 Milliarden Euro in Elektromobilität und Digitalisierung in Aussicht. Die Transformation der Branche werde offensiv angegangen, erklärte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Bernhard Mattes. In die E-Mobilität sollten mehr als 40 Milliarden Euro fließen, weitere 18 Milliarden Euro seien für Digitalisierung sowie vernetztes und autonomes Fahren vorgesehen.

Oslo: Aus für Gratisaufladen

In Norwegen rudert man indes ein wenig zurück: In Oslo ist das Laden von Elektroautos auf den kommunalen Parkplätzen bald nicht mehr kostenlos. „Es ist inzwischen fast unmöglich, in den Straßen von Oslo eine kostenlose Ladestation zu finden“, sagte Christina Bu, die Generalsekretärin des norwegischen Elektroautovereins, der Zeitung „Aftenposten“. „Wir müssen Rotation sicherstellen, und dass die Leute nur dann an Ladestationen parken, wenn sie auch laden.“

In Oslo waren zum Jahreswechsel 36.102 E-Autos zugelassen, das entspricht zwölf Prozent aller Fahrzeuge. (ag./b.l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2019)

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