Vormarsch gegen die letzte IS-Siedlung in Syrien

(c) APA/AFP/BULENT KILIC
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Die von den USA unterstützten demokratischen Streitkräfte kündigten den Vormarsch auf die letzte vom IS gehaltene Siedlung an. Israel und Russland wollen Abzug aller ausländischen Truppen koordinieren.

Damaskus/Wien. Die von den USA unterstützten Rebellen im Osten Syriens kündigten am Sonntag eine Entscheidungsschlacht um die letzte Siedlung in der Hand der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) an. Ein Sprecher der Syrischen Demokratischen Streitkräfte (SDF) sagte, die Einheiten hätten zwar zuletzt nur langsam in dem Dorf Baghouz (Baghus) an der Grenze zum Irak vorrücken können, da das gesamte Gebiet vom IS vermint worden sei. „Entlang der Straßen befinden sich Tausende Minen.“ Dennoch werde es in Kürze zu dem finalen Schlagabtausch kommen. Bei den in Baghouz verbliebenen IS-Kämpfern handle es sich zumeist um Ausländer, die sich in Tunneln verschanzt hätten und von dort immer wieder Überraschungsangriffe auf die SDF starteten. Die Zahl der im Ort verbliebenen IS-Angehörigen bezifferten die SDF auf mehrere Hundert.

Die SDF-Offensive hatte am Donnerstag begonnen. Der Fall von Baghouz wäre ein Meilenstein im Kampf gegen den IS, der 2014 weite Teile des Iraks sowie Syriens eingenommen und über die Staatsgrenzen hinweg ein Kalifat ausgerufen hatte. Seit 2017 wurde der IS aus immer mehr Gebieten verdrängt. Wird Baghouz von den SDF-Rebellen eingenommen, verbleibt nur noch eine abgelegene kaum besiedelte Region westlich des Euphrats in der Hand der IS-Kämpfer, die inmitten des von der syrischen Armee kontrollierten Gebietes liegt.

Syrische Regierungstruppen mussten allerdings gleichzeitig neue Rückschläge hinnehmen: Eine syrische Jihadistenmiliz mit Verbindungen zur al-Qaida hat am Sonntag 21 Kämpfer syrischer Regierungstruppen und verbündeter Milizen nahe der Provinz Idlib getötet. Der Angriff war nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte einer der tödlichsten Verstöße gegen das sechs Monate alte Waffenstillstandsabkommen in der Region.

Österreichischer IS-Kämpfer gefangen?

Indessen mehren sich Hinweise, dass ein junger Mann aus Wien, der für den IS gekämpft hatte, von kurdischen Einheiten gefangen genommen wurde. Laut ORF kursiert auf Facebook ein in einem Lager aufgenommenes Video, in dem ein junger Mann angibt, aus Wien zu sein. Der Terrorismusforscher Thomas Schmidinger bezeichnete die Quelle des Videos als verlässlich. Es handle sich um einen Mann, dessen Familie aus der Türkei stamme. Seine Staatsbürgerschaft lasse sich jedoch vorerst noch nicht verifizieren.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) prüfte am Wochenende das Video und versuchte, die Angaben zu verifizieren. Das bestätigte Innenministeriumssprecher Christoph Pölzl gegenüber der Austria Presse Agentur. An die 100 IS-Kämpfer aus Österreich dürften sich laut BVT noch in Syrien und dem Irak befinden.

Israel will laut Ministerpräsident Benjamin Netanyahu nun ein Gremium gemeinsam mit Russland einrichten, um den Abzug ausländischer Truppen in Syrien voranzutreiben. Darauf habe er sich mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin bei ihrem Treffen in Moskau verständigt, sagte Netanyahu am Sonntag nach Angaben seines Büros. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2019)

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