Goldman Sachs: Der Ruf der Bank steht auf dem Spiel

Goldman Sachs Bank steht
Goldman Sachs Bank steht(c) EPA (Gino Domenico)
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Die US-Großbank soll Investoren bewusst getäuscht haben. "Die Kernfrage ist, ob es ein Einzelfall war oder Teil eines Musters", sagt ein Staatsanwalt. Indes werden immer mehr Details des fragwürdigen Deals bekannt.

Die US-Börsenaufsicht SEC wirft der amerikanischen Großbank Goldman Sachs Betrug bei der Vermarktung einer komplizierten Finanzkonstrukts vor. Kunden sollen um mehr als eine Milliarde Dollar gebracht worden sein. Die SEC hat bereits weitere Untersuchungen angekündigt. Auch der Generalstaatsanwalt von Connecticut, Richard Blumenthal, will gegen Goldman ermitteln. "Die Kernfrage ist, ob es ein Einzelfall war oder Teil eines Musters. Ob Investmentbanken mit Hedge-Fonds konspirierten, um Wertpapiere an unwissende Investoren zu verkaufen und absichtlich zum Absturz zu bringen", sagte Blumenthal.

Zu den Abnehmern des Finanzprodukts gehörten die mit Staatsgeld gestützte deutsche Mittelstandsbank IKB und die niederländische ABN Amro, die später teilweise von der britischen Royal Bank of Scotland übernommen wurde.

Goldman Sachs sieht sich selbst als Opfer des Finanzgeschäfts. "Goldman Sachs hat bei der Transaktion Geld verloren", ließ das renommierte Wall-Street-Haus wissen. Den eingenommenen Gebühren von 15 Millionen Dollar (11,08 Millionen Euro) wären eigene Verluste von mehr als 90 Millionen Dollar gegenüber gestanden.

"Reputation steht auf dem Spiel"

Die Goldman-Aktie wurde dennoch geprügelt und verlor in der Spitze bis zu 15 Prozent an Wert. Der Bank droht nun eine saftige Geldstrafe. Doch die dürfte Goldmans geringstes Problem sein. "Zivilrechtliche Folgen und Schadenersatz stehen hier nicht im Mittelpunkt. Auf dem Spiel steht vielmehr die Reputation der Bank", warnt Analyst Brad Hintz vom Broker Sanford C. Bernstein laut "Handelsblatt".

Goldman-Sachs Chef "Blankfein profitierte jahrelang davon, dass alle Kunden am liebsten Geschäfte mit der Nummer eins in der Branche machen wollten", zitiert das Blatt einen Konkurrenten in London. "Jetzt werden sich viele überlegen, ob sie nicht selbst ein Reputationsrisiko bekommen, wenn sie Goldman engagieren".

So lief der Deal ab

Die nun vorliegende SEC-Klageschrift gewährt Einblicke, wie das umstrittene Geschäft über die Bühne ging:

  • Ende 2006 lässt Hedgefonds-Manager John Paulson Goldman Sachs wissen, dass er mit Hilfe von Derivaten gegen riskante Hypothekenpapiere wetten will.
  • Goldman weiß, dass die deutsche IKB möglicherweise die Risiken aufkaufen würde, gegen die Paulson wetten will. Die IKB würde dies jedoch nur tun, wenn die Hypothekenpapiere von einem Außenstehenden ausgewählt werden.
  • Goldman weiß auch, dass nicht jeder Vermögensverwalter mit Paulson zusammenarbeiten würde. Im Jänner wendet sich Goldman an ACA Management, eine Tochter eines Bondversicherers. ACA hilft Paulson daraufhin bei der Auswahl der Papiere für das Geschäft.
  • Goldman informiert weder ACA noch andere Investoren darüber, dass Paulson auf einen Wertverfall der Papiere wettet. ACA geht vielmehr davon aus, dass Paulson selbst einige der riskantesten Teile der Papiere übernehmen will.
  • Goldman stellt ein sogenanntes synthetisches CDO zusammen. Dabei werden Kreditrisiken gebündelt und anschließend als strukturierte Wertpapiere verkauft. Mit dem Produkt sollen die IKB und Paulson das erhalten, was sie wollen.
  • Ende April 2007 übernimmt die IKB 150 Mio. Dollar (110,8 Mio. Euro) der Risiken der Hypothekenpapiere. ABN Amro übernimmt rund 909 Mio. Dollar an Risiken und versichert die Risiken im Mai 2007 bei ACA Financial Guaranty, einem Partner von ACA Management. In den Vermarktungspapieren Goldmans für das Geschäft wird nirgends erwähnt, dass Paulson auf den Wertverfall der Papiere wettet. Goldman kassiert rund 15 Mio. Dollar an Gebühren für das Geschäft.
  • Monate später verliert die IKB die investierten 150 Mio. Dollar fast komplett. Ende 2007 wird ABN Amro von einem Bankenkonsortium übernommen, zu dem auch die Royal Bank of Scotland gehört.
  • Im August 2008 löst RBS die Position von ABN Amro auf, indem sie Goldman rund 840 Mio. Dollar zahlt. Ein Großteil des Geldes geht an Paulson, der insgesamt rund eine Milliarde Dollar an dem Geschäft verdient.

(Red./Ag.)

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