Neue Lokale am Wiener Donaukanal blockiert

Archivbild: Der Wiener Donaukanal
Archivbild: Der Wiener Donaukanal(c) imago/allOver (KTH)
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Wegen eines Rechtsstreits mit einem (Ex-)Pächter können drei zentrale neue Gastroprojekte am Donaukanal nicht wie geplant öffnen.

Wien. Ulli Sima spricht zwar von einem „neuen Kapitel“, das am Donaukanal aufgeschlagen wird. Allerdings fehlen diesem vorläufig einige wichtige Seiten: Denn zwei Gewinner der Neuausschreibung können – zumindest in dieser Saison – nichts zu diesem neuen Kapitel beitragen: Sie können ihre Lokale schlicht nicht öffnen. Und das Glashaus (derzeit Adria Wien) konnte noch gar nicht neu vergeben werden.

Grund dafür ist ein Rechtsstreit zwischen einem zentralen bisherigen Pächter, Gerold Ecker, und der Donauhochwasserschutz-Konkurrenz (DHK), die die Uferflächen im Auftrag von Bund, Land Niederösterreich und Stadt Wien verwaltet. Ecker, dessen Pachtverträge mit Oktober 2018 ausgelaufen sind, will dies nicht akzeptieren: Ihm seien Vertragsverlängerungen zugesagt worden. Die DHK hat drei Räumungsklagen gegen Ecker eingebracht: Ein Verfahren um das Glashaus läuft noch, zwei weitere hat die DHK erstinstanzlich gewonnen. Da Ecker berufen hat, bleibt vorerst alles, wie es war: Die neuen Gastronomen kommen nicht zum Zug, Ecker führt die Adria vorerst weiter – und wird auch die Vorkaifläche beim Badeschiff wieder bespielen, wie er in der „Presse“ ankündigt.

Damit wiederholt sich nun am Donaukanal, womit die Stadt jahrelang an der Copa Cagrana zu kämpfen hatte. Ein (Ex-)Pächter, dem man vor Jahren (zu) viel Fläche verpachtet hat, verhindert die von der Stadt gewünschte Neuausrichtung. Die Stadträtin will jedenfalls „nicht locker lassen, bis der unrechtmäßige Zustand beseitigt ist“.

Was (noch) nicht kommt

Auch wenn sich die Verfahren anders als bei der Copa Cagrana nicht über mehrere Jahre ziehen dürften: Zumindest in der heurigen Saison – die je nach Wetter Ende März/Anfang April starten wird – ist Fräulein's fabelhafter Sommergarten – eine Art bayerischer Biergarten, der auf Höhe des Badeschiffs auf der sogenannten Vorkaifläche aufsperren wollte (siehe Grafik) – nur Zukunftsmusik.

Auch auf der Uferseite im zweiten Bezirk fehlen zwei geplante Neuzugänge: Unter dem Namen Vienna Waterfront hätten die Gastronomen von Figar&Seiler und Boxircus laut Stadt eine „Millioneninvestition“ vorgenommen und ein neues Gastrokonzept – und zwar mit Ganzjahresnutzung – umgesetzt. Diese Flächen (bisher Adria Wien) räumt Ecker nicht. Auch das Glashaus selbst, ebenfalls Teil der Adria, soll neu vergeben werden. Hier bekam Ecker in der Frage, ob er einen befristeten oder unbefristeten (wie er meinte) Pachtvertrag hatte, vor Gericht recht: Allerdings hat die DHK selbigen Vertag dennoch im Jänner gekündigt. Auch hier läuft eine Räumungsklage, das Glashaus neu (wie es vorerst heißt) wurde vorerst nicht neu ausgeschrieben. Die Eröffnung kann frühestens 2020 erfolgen – sofern bis dahin die Verfahren beendet sind.

Was neu (wieder-)eröffnet

Ein paar Meter weiter flußaufwärts hätte auch der Tel Aviv Beach beinahe nicht öffnen können. Zwar haben sich die bisherigen Betreiber, die Familie Molcho, erfolgreich um die Neuvergabe beworben, allerdings war auch diese Uferfläche an Ecker verpachtet, der sie an den Tel Aviv Beach weiterverpachtet hatte. Auch diese Fläche will Ecker nicht zurückgeben. Die Stadt springt hier nun, um „die rechtlichen Probleme zu umschiffen“, (Sima) als Interimspächter ein, um den Betrieb des Tel Aviv zu sichern. Ohne rechtliche Probleme, aber mit überarbeitetem Konzept öffnet der Central Garden, der die Neuausschreibung ebenso für sich entscheiden konnte wie die für ihren Steckerlfisch bekannte Hafenkneipe nebenan, die wieder an Betreiberin Karin Guttmann ging.

Was bleibt

Auch sonst bleibt fast alles beim Alten: Die Summerstage auf Höhe Rossauer Lände, die am 25. April in die Saison startet, hat mit den Rechtsproblemen flussabwärts so gar nichts zu tun. Aber auch neben den umstrittenen Flächen bleiben viele Lokale von den rechtlichen Streitereien unberührt. So geht die Blumenwiese in ihr zweites Jahr, Flex,Motto am Fluss und Otto Wagner Schützenhaus sind sowieso im Ganzjahresbetrieb geöffnet. Auch die Strandbar Herrmann wird spätestens Anfang April in die Sommersaison starten.

Keine Rechtsprobleme hat Ecker bei seinem Badeschiff: Derzeit kann man hier noch Eisstock schießen, in Kürze wechselt man in den Sommermodus. Auch die Vorkaifläche wird Ecker gastronomisch selbst bespielen, seine Adria Wien hat wie erwähnt weiter offen. „Bis zum Abschluss dieser Verfahren werden wir unsere Betriebe weiterführen“, so Ecker in einer Stellungnahme. Er würde die Probleme gern mit Sima „im direkten Gespräch“ klären, ortet aber „keine Gesprächsbereitschaft“. (mpm)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2019)

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