Die Rache des Marsmenschen

Nicht zu bändigen: Cristiano Ronaldo.
Nicht zu bändigen: Cristiano Ronaldo.APA/AFP/MARCO BERTORELLO
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Erst ein Triplepack, dann eine fragwürdige Tanzeinlage: Cristiano Ronaldo hat Juventus Turin im Alleingang ins Viertelfinale geschossen – und Atlético-Coach Diego Simeone einen besonders bitteren Abgang beschert.

Turin. Am Ende eines epochalen Fußballabends ließ Cristiano Ronaldo mit einer anrüchigen Tanzeinlage seinen Emotionen freien Lauf. Mit dem obszönen Jubel in Richtung Atlético-Trainer Diego Simeone feierte der Superstar von Juventus Turin seinen achten Dreierpack in der Champions League zum 3:0-Sieg, durch den der in Madrid noch verspottete italienische Rekordmeister die 0:2-Pleite aus dem Hinspiel vergessen machte und ins Viertelfinale einzog. „Der Zorn Gottes“, schrieb „La Gazzetta dello Sport“ über den „legendären Hattrick“ Ronaldos. Und das spanische Blatt „Marca“ titelte: „Ronaldo versenkt Atlético.“

„Dafür hat Juve mich geholt“, kommentierte der fünffache Weltfußballer seine Treffer Nummer 122, 123 und 124 in der Königsklasse. „Ich hatte eine magische Nacht angekündigt – und es wurde eine magische Nacht. Nicht wegen meiner Tore, sondern für das gesamte Team. Das ist die Mentalität von Champions“, meinte Ronaldo. Nach fünf Triumphen – vier mit Real Madrid, einer mit Manchester United – nimmt er nun Titel Nummer sechs ins Visier: „Unsere Reise ist noch nicht beendet.“

Die italienischen Medien schwelgten nach dem Gala-Auftritt des 34-Jährigen, der im Sommer des Vorjahres für 112 Millionen Euro vom im Achtelfinale kläglich gescheiterten Titelverteidiger Real Madrid gekommen war, in Superlativen. „Für solche Abende landete er in Turin. Er wurde geholt, um das Unmögliche möglich zu machen“, befand die „Gazzetta dello Sport“. Und „Tuttosport“ lobte: „An Abenden wie diesen wird der Unterschied zwischen guten und Weltklasse-Spielern gemessen. Die Champions League ist wieder das Wohnzimmer von Ronaldo.“

Mit den Treffern in der 27., 48. und 84. Minute (Foulelfmeter) verwandelte Ronaldo das mit 40.000 Fans ausverkaufte Allianz-Stadium von Turin in ein Tollhaus. „Er hat großartig gespielt“, sagte Juve-Trainer Massimiliano Allegri. Begeistert waren auch Ronaldos Teamkollegen, die nach dem Abpfiff Lobeshymnen auf den Ausnahmekönner anstimmten. Abwehrspieler Giorgio Chiellini stellte fest: „Cristiano ist nicht von dieser Welt. Er ist außergewöhnlich und macht den Unterschied.“

Selbst Atlético-Trainer Simeone kam nicht umhin, dem gefeierten Star zu huldigen. „Er ist der Beste der Welt. Wir haben gelitten wie Juve im Hinspiel. Sie sind weiter, und das ist verdient“, resümierte der Argentinier. Ronaldos Nachahmung seines anstößigen Jubels während des Hinspiels, als er sich beidhändig in den Schritt gegriffen hatte, nahm Simeone dem portugiesischen Europameister von 2016 nicht übel. „Ich bin sicher, dass er die gleiche Intention hatte wie ich vor drei Wochen. Ihm ging es genau wie mir darum, Charakter zu zeigen.“

Lobeshymnen statt Strafe

Während Simeone für seine obszöne Geste von der Uefa eine Geldstrafe von 20.000 Euro aufgebrummt bekam, wurde Ronaldo von „Corriere dello Sport“ als „Marsmensch mit den drei Eiern“ gefeiert. „Es gibt keine Adjektive, um seine Klasse zu beschreiben. Er ist der Stärkste von allen“, jubelte das Blatt. Ronaldo selbst verlor über seine fragwürdige Tanzeinlage kein Wort und blickte lieber nach vorn: „Dieses Ergebnis ist ein großer Push für die Zukunft. Jetzt freuen wir uns auf die Auslosung.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.03.2019)

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