Putin besucht wegen EM und Wirtschaftsdeals Wien.
WIEN (red.). Eigentlich kommt der passionierte Judo-Sportler, selbst Träger des schwarzen Gürtels, ja zur Judo-Europameisterschaft in Wien. Aber Wladimir Putin, der russische Regierungschef, möchte das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, wenn er am Wochenende Österreich besucht. Und so wurde die Wienreise des Judo-Fans kurzerhand zu einem Arbeitsbesuch erweitert.
Dass wirklich „gearbeitet“ werden soll, zeigt das große Gefolge in Putins Schlepptau: Energieminister Sergej Schmatko, Wissenschaftsminister Andrej Fursenko, der Chef des Gasmonopolisten Gazprom, Alexej Miller.
Nach seiner Ankunft am Samstagmittag trifft Putin mit Bundeskanzler Werner Faymann zusammen. Nachdem politisch der Himmel zwischen Moskau und Wien „derzeit wolkenlos“ ist, so der designierte russische Botschafter in Österreich, Sergej Netschajew, stehen wirtschaftliche Themen bei diesem Treffen im Mittelpunkt:
•South-Stream-Pipeline: Das geplante bilaterale Abkommen zu diesem Pipeline-Projekt hat am Dienstag den Ministerrat passiert. Während des Putin-Besuchs ist die Unterzeichnung geplant, der Nationalrat muss das Abkommen aber noch beschließen, ehe es in Kraft treten kann.
South Stream ist ein russisch-italienisches Pipeline-Projekt, das Erdgas von der östlichen Schwarzmeerküste durch das Schwarze Meer nach Bulgarien bringt. Von dort führt ein Strang Richtung Griechenland und Italien, ein anderer führt nach Ungarn und Österreich. Sowohl der Gasspeicher Baumgarten wie Arnoldstein in Kärnten sollen an South Stream angedockt werden.
•Breitspur-Eisenbahn: Russland will sein Breitspursystem bis nach Mitteleuropa erweitern, mit Bratislava und Wien werden diesbezügliche Verhandlungen geführt.
•Olympia 2014: Österreichische Firmen wie die Strabag bemühen sich sehr, bei der Olympia-Baustelle Sotschi zum Zuge zu kommen.
Am Samstag wird Putin auch Bundespräsident Heinz Fischer einen Besuch abstatten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.04.2010)