Premier Ramush Haradinaj lehnt einen Gebietstausch ab, hält an Strafzöllen gegen Serbien fest – und ist von der EU enttäuscht.
Die Presse: 20 Jahre nach Beginn des Krieges scheint Ihr Land noch immer auf der Stelle zu treten. Ist es für den Kosovo schwerer, den Frieden zu gewinnen als den damaligen Krieg?
Ramush Haradinaj: Damals war die Situation sehr schwierig. Der Kosovo erlitt enorme Verwüstungen. Heute ist es nicht leicht, das Potenzial unseres Landes zu aktivieren. Es gibt Hoffnung, aber auch Herausforderungen. Washington, Brüssel, Berlin – das war früher auf dem Balkan eine Stimme. Nun haben wir leider nicht mehr so geeinte Partner wie früher. Wir begrüßen, dass der Konflikt zwischen Mazedonien und Griechenland beigelegt worden ist. Aber ich vermisse diese Energie bei anderen offenen Fragen in der Region.
Umgekehrt steht Ihre Regierung wegen der hundertprozentigen Strafzölle für serbische Importe im Westen in wachsender Kritik. Warum halten Sie daran fest?
Der von der EU geführte Dialog sollte zu einem Abkommen mit Serbien führen samt der Anerkennung des Kosovo, hat aber dieses Ergebnis nicht gebracht. Stattdessen sah sich der Kosovo zunehmenden Attacken von Serbien ausgesetzt wie den Lobbyanstrengungen für den Rückzug von Anerkennungen der Unabhängigkeit, den blockierten Zutritt zu internationalen Organisationen oder Handelsbarrieren für unsere Waren. In dieser Situation blieb uns nicht mehr viel übrig, als die serbischen Waren für unseren Markt zu blockieren. Wenn Serbien auf unsere Märkte will, ist das möglich – bei der Anerkennung des Kosovo.