Francis Fukuyama: „Chinas Erfolg ist auf Sand gebaut“

Francis Fukuyama.
Francis Fukuyama.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der US-Politologe Francis Fukuyama im Gespräch mit der "Presse" über die Schwächen des Pekinger Modells, die falschen Stärken der EU, den Dominanzverlust der USA und die globale Rezession der Demokratie.

Wie viel Zeit wenden Sie normalerweise in Interviews auf, um Ihre These vom Ende der Geschichte zu rechtfertigen?

Francis Fukuyama: Viel. Seit dem Moment, als ich den Essay geschrieben habe. Die Ausgangsfrage damals war: Was ist der wahrscheinliche Endpunkt des Modernisierungsprozesses? Die Marxisten hatten das Konzept, dass der Kommunismus das Ende der Geschichte darstelle. Ich argumentierte, dass es nicht danach aussah und sich am Ende eine Form der liberalen Demokratie und der Marktwirtschaft durchsetzen werde.

Die Geschichte ist noch nicht ganz am Ende. Derzeit sind die Autokraten am Vormarsch. Die Machthaber in China nennen sich immer noch Kommunisten, auch wenn sie längst die Marktwirtschaft eingeführt haben. Sie haben viel bessere Möglichkeiten, Daten über die Ökonomie und jeden einzelnen Bürger zu sammeln als zu Maos Zeiten. Könnte in Peking ein großes neues soziales Experiment starten?

Es ist das einzige fundamental andere System da draußen, das ein ernsthafter Konkurrent sein könnte. Iran oder Saudiarabien sind nicht wirklich attraktiv. China indes beherrscht ein sehr hohes technologisches Niveau. Die Wirtschaftswachstumsraten sind beeindruckend, China bietet seinen Bürgern sinnvolle Arbeit an. In dieser Hinsicht stellt es ein Alternativmodell dar. Aber es bleibt die Frage, ob das chinesische System nachhaltig ist.

Und ist es nachhaltig?

Die Chinesen haben eine Menge Probleme. Sie mögen jetzt ziemlich stark ausschauen, aber ihr Erfolgsmodell ist auf Sand gebaut.

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