Hungerstreik für Abdullah Öcalan

Anhänger der HDP protestieren in Istanbul.
Anhänger der HDP protestieren in Istanbul.APA/AFP/YASIN AKGUL
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Die Abgeordnete der prokurdischen Partei HDP, Leyla Güven, hatte mit der Aktion begonnen. Seither sind zahlreiche Aktivisten in der Türkei und im Ausland in den Hungerstreik getreten, um erleichterte Haftbedingungen für PKK-Gründer Öcalan zu erreichen - auch in Wien.

Wien/Ankara. Es ist eine Massenaktion, die die türkischen Kommunalwahlen am Sonntag überschattet. Zahlreiche Kurden in türkischen Gefängnissen befinden sich im Hungerstreik. Sie protestieren damit gegen die Haftbedingungen des PKK-Chefs Abdullah Öcalan, der auf der Gefängnisinsel Imrali im Marmarameer festgehalten wird. Öcalan war 1999 zum Tod verurteilt worden. Später wurde das Urteil in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. Derzeit wird ihm von den türkischen Behörden der Kontakt zur Außenwelt weitgehend verweigert.

Begonnen mit der Aktion hatte die Abgeordnete der prokurdischen Partei HDP, Leyla Güven. Sie trat bereits am 7. November in Hungerstreik. Damals saß sie noch selbst in Haft. Im Jänner wurde sie wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes freigelassen. Den Hungerstreik setzt sie aber fort.

Schon bald folgten andere inhaftierte HDP-Anhänger dem Beispiel Güvens. Laut Angaben von Civaka Azad, des Kurdischen Zentrums für Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland, sollen in der Türkei 7000 Gefängnisinsassen die Nahrungsaufnahme verweigern. Auch außerhalb der Haftanstalten beteiligen sich zahlreiche HDP-Anhänger am Massenhungerstreik – und das nicht nur in der Türkei.

Es gab Aktionen in Städten wie Toronto, Den Haag oder Duisburg. Und auch in Wien sind zwei junge Männer in den Hungerstreik getreten. „Wir fordern, dass die Isolationshaft gegen Öcalan aufgehoben wird. Erst dann werden wir unsere Aktion beenden“, sagt einer der beiden. Und fügt hinzu: „Das ist kein Todesstreik. Wir kämpfen für das Leben.“ Die beiden tragen weiße T-Shirts mit der Aufschrift „Freiheit für Öcalan. Hungerstreik“. Seit mehr als 50 Tagen nehmen sie nur Getränke, Zucker, Salz und Vitamintabletten zu sich. Bei ihrer Aktion werden sie von zwei Ärzten überwacht. Einer der Hungerstreikenden kämpfte mit kurdischen Einheiten in Nordsyrien gegen die Jihadisten des sogenannten Islamischen Staates (IS). In die Türkei, aus der er stammt, kann er nicht mehr zurück. Dort sei auch seine 62-jährige Mutter in Haft.

2013 hatten Ankara und die PKK – auf Betreiben Öcalans – einen Friedensprozess begonnen, der aber 2015 scheiterte: Die türkische Armee startete eine Offensive gegen die PKK, diese nahm ihren Untergrundkrieg wieder auf. (w. s.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2019)

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