So tickt der neue Drei-Sterne-Koch Juan Amador

Markus Bohl Polaris Media
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Juan Amador im Word-Rap: Über Pornografie, Schwimmbad-Gewohnheiten und das Alter.

Kurz nach seinem 50. Geburtstag bekommt Juan Amador die wichtigste Auszeichnung, die ein Koch bekommen kann: drei Sterne im Guide Michelin. Ein Word-Rap über das, was ihn beschäftigt.

Über Pornografie und Restaurants:

"Ich möchte beim Essengehen nicht so genau wissen, was auf mich zukommt. Sonst ist ja die Überraschung dahin. Ich habe eine Studie gelesen, da ging's um Pornografie. Seit im Netz alles frei verfügbar ist, haben die Leute im tatsächlichen Leben keine große Lust mehr. Da dachte ich, Scheiße, das ist ja wie im Restaurant."

Über seine Signature Dishes:

"Die Klassiker von der Karte zu nehmen ist ein Problem. Ein Gast aus Südkorea ist zum Beispiel extra wegen der Taube gekommen, der wollte die unbedingt. Wir entwickeln uns langsamer weiter, weil die Klassiker uns blockieren."

Über Kochen als Kunst:

"Wir Köche reproduzieren. Wir sind Kopierer. Wir sind keine Künstler, das ist bullshit, wir sind Hochleistungssportler."

Über das Fotografieren in Lokalen:

"Die Leute kommen mit Tischstativen und so einem Schwachsinn. Sie überlegen, ob sie lieber mit Blitz oder ohne Blitz fotografieren und in welchem Abstand. Das fragen sich die Leute, anstatt einfach zu essen! Alle Erinnerungen, Emotionen sind in diesem Scheißkastl drin, oder in einer Cloud."

Über die heutigen Gäste:

"Die meisten Leute können gar nicht mehr schmecken. Sie beurteilen am Ende das Essen übers Aussehen. Die Temperatur zum Beispiel spielt schon lang keine Rolle mehr."

Über ein mögliches Handyverbot im Lokal:

"Vielleicht machen wir einen Schrank für Handys. Einen Handytresor mit Tischnummern. Man muss aufpassen, dass das nicht falsch rüberkommt, wobei, das Risiko muss man mal eingehen. Wenn man ins Schwimmbad geht, nimmt man das Handy auch nicht mit rein, sondern lässt es im Kastl."

Über die ersten Gerüchte, dass es drei Sterne geben würde:

"Wo ich angefangen hab, darüber nachzudenken, war, als ich im Krankenhaus lag, eine Herz-OP hatte, und am nächsten Tag kam ein Anruf aus Paris, ob ich dann und dann da sei. Die Präsentation sollte dann in Wien stattfinden, da dachte ich, wow, es könnte sein."

Über seine neue Jacke mit den drei Sternen des Guide Michelin:

"Die ist eine Nummer zu klein, muss ich gestehen. Oder ich muss abnehmen. Ich befürchte, ich muss abnehmen. Das ist jetzt die Motivation, dass ich da reinpasse bis zum Sommer."

Über die Parallelen zum Fußball:

"Es ist wie in der Meisterschaft. Der Druck ist da, dass man den Titel erst mal wieder verteidigen muss. Und wie beim Fußball hat alles seine Zeit. Mit 45 braucht man nicht mehr Championsleague zu spielen. In der Küche geht das in dem Alter schon noch, aber mit 60 möchte ich sicher nicht mehr mit diesem Anspruch kochen." 

(red.)

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