Wiener Kaffeehaus sperrt Identitären-Chef Sellner aus

Auftrittsverbot für Sellner
Auftrittsverbot für Sellner(c) APA/DOMINIK MANDL (DOMINIK MANDL)
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"Wir wollen keine politischen Inszenierungen", teilte der Lokalbetreiber vor einem geplanten Presseauftritt Sellners mit. Der Identitären-Sprecher inszeniert sich als Opfer - auch des Attentäters von Christchurch.

Der von Identitären-Chef Martin Sellner geplante Presseauftritt am Freitag hat nicht am von der rechtsextremen Bewegung angekündigten Ort stattfinden können. Denn der Betreiber des Cafes in Wien-Währing schloss sein Lokal vorübergehend: "Wir wollen keine politischen Inszenierungen." Auf einem vor dem Lokal aufgestellten Schild hieß es: "Hier kann man gerne Kaffee trinken - aber wir bieten keine Bühne für politische Inszenierungen!!" Außerdem wolle man mit der Maßnahme "die Sicherheit der Gäste gewährleisten".

Sellner verlegte seine Pressekonferenz daraufhin in den benachbarten Türkenschanzpark - und teilte sie per Video-Livestream im Internet. Einmal mehr inszenierte er sich dabei als Opfer - auch des Attentäters von Christchurch, der ihm 1500 Euro gespendet hatte. Dieser habe seinem Manifest zufolge gemäßigtere Organisationen vernichten wollen und daher mit seiner Spende die Identitären wohl "aus dem Weg räumen" oder radikalisieren wollen, interpretierte Sellner den Vorgang: "Er wollte uns schaden, mit keinem Geld der Welt könnte man den Schaden für unseren Ruf aufwiegen."

"Kurz und Strache haben Angst vor Verleumdungsmaschinerie"

Die Regierung hatte am Mitwoch angekündigt, die Auflösung der Identitären prüfen zu lassen. Weder ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz noch FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache würden wirklich glauben, dass er etwas mit dem Attentäter zu tun habe, sagte Sellner: "Sie haben Angst vor einer Verleumdungsmaschinerie, die jeden verleumdet, der nicht mitverleumdet." Er sehe die Prüfung des Vereins der Identitären gelassen und glaube nicht, dass der Verein aufgelöst werde. Doch selbst wenn, werde man aktiv bleiben.

Die 1500 Euro des Attentäters will der Identitären-Chef an eine karitative Organisation spenden - bis auf 15 Euro, die Sellner an die SPÖ überwiesen habe. Somit bestehe nun ebenso eine Verbindung des Attentäters zur SPÖ wie zu den Identitären.

Martin Sellner
Martin Sellner Reuters

Identitäre Bewegung Österreich

Die Identitären sind seit 2012 in Österreich aktiv. Der Verfassungsschutz bezeichnet die Organisation "aktuell als eine der wesentlichen Trägerinnen des modernisierten Rechtsextremismus". Mehrmals riefen bereits Aktionen der Aktivisten die Justiz auf den Plan. Diese reichten von Störung von Veranstaltungen bis hin zum Besteigen von Hausfassaden und -dächern, wie etwa im Jahr 2016, als Identitäre das Dach der Parteizentrale der steirischen Grünen in Graz erklommen, rote Farbe aufs Dach schütteten und bengalische Feuer entzündeten. Diese und andere Aktionen führten im Mai 2018 zu einer Anklage der Staatsanwaltschaft Graz wegen Verhetzung und Bildung einer krimineller Vereinigung. Die 17 Angeklagten überstanden den Prozess ohne Verurteilung.

(Red./APA)

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