„Es hagelte Fußtritte. Knüppel, Kolben und Fäuste sausten auf uns nieder.“ Wenn man aufhört, Mensch zu sein: über den „Prominententransport“ vom Wiener Westbahnhof in das KZ Dachau – Beginn der Deportationen aus Österreich.
Faules, verjudetes und verpfafftes Kaffeehausgesindel!‘ Am Westbahnhof hörten wir auf, Menschen zu sein“, schrieb der Journalist und Schriftsteller Rudolf Kalmar (von 1900 bis 1974) in seinen 1946 erschienenen Erinnerungen, die Zeugnis seines Überlebens in mehreren nationalsozialistischen Konzentrationslagern ablegen.
Kalmar war zwischen 1934 und 1938 Chefredakteur der linksliberalen Zeitung „Der Wiener Tag“ und des NS-kritischen und österreichpatriotischen Montagsblattes „Der Morgen“ sowie Vizepräsident des Presseclubs Concordia. Am 17. März 1938 wurde er von der Gestapo verhaftet, am 2. April – unter anderen zusammen mit zahlreichen intellektuellen und politischen Persönlichkeiten des Landes – in das KZ Dachau deportiert und dort als Häftling mit der Gefangenennummer 13.794 – Häftlingskategorie: „Schutzhaft“ registriert. Im September 1939 für knapp fünf Monate in das KZ Flossenbürg überstellt kam er im März 1940 zurück nach Dachau.