Das #metoo-Zeitalter bremst Joe Bidens US-Präsidentschaftsambitionen

Joe Biden und seine Parteikollegin Lucy Flores, die ihm eine Grenzüberschreitung vorwirft und von einer Präsidentschaftskandidatur abrät.
Joe Biden und seine Parteikollegin Lucy Flores, die ihm eine Grenzüberschreitung vorwirft und von einer Präsidentschaftskandidatur abrät.APA/AFP/GETTY IMAGES/ETHAN MILLE
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Dem Ex-Vizepräsidenten der USA könnten zwei Vorfälle mit Frauen zum Hindernis einer eigenen Präsidentschaftskandidatur werden. Biden selbst will kein Fehlverhalten bemerkt haben.

Noch hat sich Joe Biden nicht offiziell entschieden, ob er zur US-Präsidentschaftswahl im Jahr 2020 antreten will. Die Konkurrenz bei den Demokraten ist groß. Der hemdsärmelige Biden gilt durch seine Freundschaft mit Präsident Barack Obama als beliebt, mit seinen 76 Jahren ist Biden aber kein Signal an die jüngeren Wähler, auch wenn ihm zugetraut wird, die Gräben zwischen den linken und moderateren Parteiflügeln zu überbrücken.

Doch das alles sind vorerst Gedankenspiele der Zukunft. Biden muss sich derzeit unangenehmen Vorwürfen stellen. Es geht um sein impulsives Verhalten, sein Eindringen in die Intimsphäre von Frauen. Letzte Woche kam der Fall Lucy Flores ans Licht der Öffentlichkeit. Die 39-jährige demokratische Politikerin aus Nevada wirft Biden vor, er habe ihr bei einem gemeinsamen Wahlkampfauftritt in Nevada im Jahr 2014 einen "dicken, langsamen Kuss" auf den Hinterkopf gegeben. Flores sagte, sie habe sich in der Situation geschämt. Biden hatte bereits früher in einem anderen Zusammenhang eingeräumt, seine Neigung zum Körperkontakt könne in Zeiten der #MeToo-Bewegung zum Problem werden.

Und so kam prompt ein zweiten Fall ans Tageslicht, über den US-Medien Montagabend berichteten. Amy Lappos, Hilfskraft eines demokratischen Kongressabgeordneten, sagte, Biden habe ihr Gesicht in seine beiden Hände genommen und seine Nase an ihrer gerieben. Der Vorfall habe sich bei einer Spendenveranstaltung im Jahr 2009 in Hartford, Connecticut, ereignet. Lappos erzählte der Zeitung "Hartford Courant", dass der damalige Vizepräsident Biden in die Küche gekommen sei, um den Küchenkräften zu danken, dann habe er ihr Gesicht mit beiden Händen umfasst und sie zu sich her gezogen. Lappos mahnte Biden, nicht für das Weiße Haus zu kandidieren: "Unerwünschte Zuneigung ist nicht okay. Frauen zu objektifizieren ist nicht okay".

Biden will zuhören

Über seinen Sprecher ließ Biden am Sonntag - nach Bekanntwerden des ersten Falls - mitteilen, sein Verhalten sei aus seiner Sicht nie unangemessen gewesen.

In seiner politischen Laufbahn habe er unzählige "Handschläge, Umarmungen und andere Zeichen von Zuneigung" verteilt, heißt es in Bidens Erklärung. Dabei habe er niemals geglaubt, dass er sich unangebracht verhalte. Biden fügte allerdings hinzu, seine Erinnerung decke sich vielleicht nicht mit der der Betroffenen. "Wir haben eine wichtige Zeit erreicht, in der Frauen das Gefühl haben, dass sie von ihren Erfahrungen berichten können und sollten und Männer zuhören sollten. Und das werde ich tun."

Lucy Flores sagte im Fernsehsender CNN, sie sei froh, dass er sich ihre Sichtweise anhören wolle. Ähnlich wie Lappos befindet sie: Bidens Verhalten mache ihn ungeeignet, im kommenden Jahr als demokratischer Herausforderer von US-Präsident Donald Trump anzutreten.

(APA/AFP)

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