"The Fencers": Filmszene im Aufwind

Fencers Filmszene Aufwind
Fencers Filmszene Aufwind(c) Steffen Arora
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Der Höhenflug des österreichischen Films hat Tirol erreicht. Jungregisseur Robert Spindler drehte diese Woche seinen neuen Kurzfilm "The Fencers" mit internationaler Starbesetzung in Innsbruck ab.

Robert Spindler ist müde, aber glücklich. Seit Mitte der Woche ist das Rohmaterial für seinen neuen Kurzfilm „The Fencers“ nach monatelangen Vorbereitungen und fünf intensiven Drehtagen im Kasten. Eine Independentproduktion, die für Aufsehen sorgte.

Denn der 25-Jährige hat es geschafft, für seinen 15-Minuten-Film, in dem es ums Fechten und die Liebe geht, internationale Stars nach Innsbruck zu holen. Allen voran Noah Huntley, britischer Mime, der im Blockbuster „Der König von Narnia“ zu sehen war. Mit Huntley ist John Forgenham, ebenfalls britisches Filmurgestein, von der Insel in die Berge gekommen.


Der Waltz-Effekt. Ob es mit den jüngsten Erfolgen heimischer Filmschaffender zu tun habe, dass internationale Stars neuerdings für Independentfilme in die österreichische Provinz tingeln? Huntley bejaht: „Immerhin kommen Christoph Waltz und Michael Haneke aus Österreich. Das spricht für dieses Land.“ Derlei Erfolge, so der Mime, wirken stimulierend und verbessern die internationale Reputation Österreichs als Filmland merklich.

Jungregisseur Spindler pflichtet dem bei: „Was genau die jüngsten Filmerfolge bewirken, ist schwer zu sagen. Aber eines habe ich in Großbritannien bemerkt: Die Leute kennen Österreich mittlerweile auch als Filmland.“ Doch der Arbeitsalltag heimischer Nachwuchstalente ist nach wie vor hart. Die gesamte Produktion, so Spindler, muss mit einem fünfstelligen Eurobudget auskommen. Wie viel genau, will er nicht verraten, denn das Geld stammt von privaten Mäzenen.

Filmförderung blieb Spindler bislang versagt, wie er verärgert anmerkt: „Die Cine-Tirol, deren Aufgabe eigentlich die Filmförderung ist, hat ihre Unterstützung verweigert, weil die Locations im Film nicht explizit in Tirol sind.“ Dass der Plot keinen genannten Handlungsort vorsieht, sei als Argument nicht berücksichtigt worden.


Für den Lebenslauf. Dass zudem zahlreiche Tiroler Filmschaffende im Zuge des Drehs beschäftigt wurden ebenso wenig. Spindler quittiert dies mit Kopfschütteln: „Da fragt man sich schon: Geht es denen um Filmförderung oder Werbung?“

Doch Filmemacherei sei eben auch Liebhaberei, so der Regisseur. Diese Liebe zum Metier hat ihm letztlich auch geholfen, einen derart hochkarätigen Cast für „The Fencers“ zusammenzustellen: „Viele haben für weniger gearbeitet, als sie in Wahrheit wert sind.“ Nicht aus purer Nächstenliebe, wie Spindler weiß: „Aber ein guter, künstlerischer Kurzfilm kann auch für den Lebenslauf eines Schauspielers nützlich sein.“

Für die weibliche Hauptrolle konnte er eine namhafte Mimin aus Österreich gewinnen: Laila Alina Reischer. Die gebürtige Innsbruckerin ist immer wieder im TV, zuletzt in Felix Mitterers Tiroler Tatort-Krimi, zu sehen. Und in großen Kinoproduktionen, wie dem James-Bond-Streifen „A Quantum of Solace“. Für sie war der fünftägige Dreh in Innsbruck ein Heimspiel. Zugleich aber eine Herausforderung: „Vor allem das viele Fechten.“


Zu viel Lokalkolorit. Plötzlich in einer heimischen Independentproduktion neben Stars wie Noah Huntley vor der Kamera zu stehen, begeistert Reischer: „Ich hoffe, das bleibt kein Einzelfall. Denn solche Projekte sind für die Filmszene hierzulande sehr wichtig.“ Reischer kritisiert, dass der überwiegende Teil österreichischer Produktionen zu sehr vom Lokalkolorit geprägt sind: „Diese Filme funktionieren dann auch nur in Österreich, vor einem österreichischen Publikum. Das ist sehr schade.“

Robert Spindlers „The Fencers“ wird, so der Plan, noch heuer Premiere in Innsbruck und parallel dazu in London feiern. Der Kurzfilm ist in englischer Sprache gehalten: „Ich habe bewusst nicht Deutsch gewählt, um mit dem Film an internationalen Festivals teilnehmen zu können.“


Produktion geht in Tirol. Das Genre Kurzfilm, in dem er bereits mit mehreren Westernproduktionen Erfolge feierte, ist keineswegs sein Lieblings-Filmformat, wie er anmerkt: „Natürlich würde ich lieber einen Langfilm machen, in Spielfilmlänge.

Aber das ist eben eine Geldfrage. Und so eine große Produktion würde zugleich ein enormes Risiko bedeuten.“ Möglich wäre es durchaus, ist der junge Regisseur zuversichtlich, auch in Tirol.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2010)

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