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Van Morrison: Varianten eines kreativen Höhenflugs

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Der nordirische Sänger blickt zurück ins Jahr 1997: Sein Meisterwerk von damals, „The Healing Game“, erscheint jetzt dramatisch erweitert als 3-CD-Box. Auch noch nie Gehörtes findet man da.

Van Morrisons Meisterschaft zeigt sich darin, dass er nicht bloß eine definitive Version eines Liedes einzuspielen in der Lage ist. Beim Titelsong des nun in einer Deluxe-Version wieder veröffentlichten „The Healing Game“ sind es gar vier unterschiedlich glühende Varianten geworden. Darunter eine kunstvoll gezügelte Jazzversion. Am eindringlichsten aber ist das von einer putzigen Schrumm-Schrumm-Orgel unterfütterte Duett mit dem 2001 verstorbenen Blues-Heroen John Lee Hooker. Zu ihm unterhielt Morrison, der im Laufe der Jahre mit einer Vielzahl afroamerikanischer Blueshelden von Bobby Bland bis Jimmy Witherspoon sang, eine besonders innige Beziehung. Schon 1967 hatte Morrison dessen Ballade „Don't Look Back“ gecovert. Hier ist sie nochmals als glühendes Duett der beiden zu hören, an dessen Ende sich die beiden höflich beieinander bedanken.

Auf der Länge von drei CDs feiert Van Morrison seinen kreativen Höhenflug von 1997. CD 1 enthält das ursprüngliche Album plus jene Songs, die nur auf den damals erschienenen Maxi-CDs enthalten waren. Darunter so herrlich milde Songs wie „At the End of the Day” sowie eine upgedatete, aber nicht minder hypnotische Version von „St. Dominics Preview“ von 1972.

CD 2 charmiert mit alternativen Lesarten von ewigen Melodien wie „Fire in the Belly“ und „Sometimes We Cry“. Auch noch nie Gehörtes findet man hier. Die raunzige Bluesballade „Didn't He Ramble“ etwa oder eine nachdenkliche Version von Louis Armstrongs „A Kiss to Build a Dream on“. Der Rest sind gemeinsame Aufnahmen mit Rockabilly-Pionier Carl Perkins, der hier erstaunlich vital klingt, wenngleich der gestampfte Rhythmus nicht jedermanns Sache ist.

CD 3 schließlich zeigt Morrison live in Hochform beim Montreux Jazz Festival. Einen Tag davor trat er im bayerischen Bad Reichenhall auf. Es regnete Schusterbuben, und man war gezwungen, eng an eng im Sternenzelt zu stehen. Trompeter Haji Akbar, Hammondorgelvirtuose Georgie Fame und Pee Wee Ellis am Saxofon unterstützten einen entfesselten Van Morrison. Wunderbar, dass es das jetzt auf Konserve gibt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2019)

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