So soll es gelingen, 30 Prozent der Meere zu schützen

Plastikmüll im Meer ist eines der großen Probleme für die Bewohner dieses riesigen Lebensraumes.
Plastikmüll im Meer ist eines der großen Probleme für die Bewohner dieses riesigen Lebensraumes.Justin Hofman / Greenpeace (Justin Hofman)
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Abseits der Küstengebiete liegt die Hohe See - außerhalb nationaler Gerichtsbarkeiten. Die UNO arbeitet an einem Hochseeschutzabkommen. Greenpeace glaubt, eine Lösung gefunden zu haben, um das wichtige Ökosystem zu erhalten.

Jenseits der 200-Meilen-Seegrenze liegt sie, die Hohe See, das offene Meer, das keinem Land, keiner Regierung gehört. Nationale Interessen mag es in diesen Zonen wohl geben, doch die Hohe See steht nicht unter der Gerichtsbarkeit einzelner Länder. Umso schwerer ist es, einen Schutz für den weiten Ozean zu implementieren. In den letzten Tagen wurde in New York intensiv über ein UN-Hochseeschutzabkommen verhandelt, das diesen Zustand künftig ändern soll.

Die Verhandlungen nimmt die nicht-staatliche Umweltschutzorganisation Greenpeace zum Anlass ihren "30x30 Report" zu veröffentlichen. Darin wird aufgezeigt, wie 30 Prozent der Meere geschützt werden sollen - und dass dieses ambitionierte Vorhaben tatsächlich machbar ist. Denn der Report ist mit einer Studie untermauert, die gemeinsam mit den britischen Universitäten Oxford und York durchgeführt wurde.

25.000 Einheiten genau untersucht und Bedarf analysiert

Das in der Studie beschriebene Modell ist ein Netzwerk von Schutzgebieten, das sich vom Nord- bis zum Südpol erstreckt: Die Forscher haben die Hohe See in fast 25.000 Einheiten von je 100 x 100 Kilometer unterteilt. In jeder Einheit untersuchte das Team Wanderrouten von Tieren, die Verbreitung von Haien und Walen, aber auch industrielle Aktivitäten wie Fischerei oder bereits vergebene Lizenzen für Tiefseebergbau.

Aus diesen Daten formte man schließlich Schutzzonen, die ideal für die Natur sind, aber auch Menschen nicht im Weg sein sollen. "Diese Studie ist eine bahnbrechende Analyse, die aufzeigt, dass der Schutz unserer Meere nicht nur Gerede ist, sondern realistisch umgesetzt werden kann", wird Lukas Meus, Meeresexperte bei Greenpeace in Österreich, in einer Aussendung zitiert. Meus nimmt auch an den Verhandlungen über das UN-Abkommen in New York teil. In der Grafik sehen Sie die von Greenpeace vorgesehenen Schutzgebiete.

Ökosystem in Gefahr

Die Hohe See erstreckt sich über 43 Prozent der Erdoberfläche und macht laut Greenpeace 70 Prozent des Lebensraums auf unserem Planeten aus. Doch kein Gremium dieser Welt ist derzeit dazu befugt, Meeresschutzgebiete zu beschließen. Es sei höchste Zeit, dass sich die Staaten auf ein starkes Abkommen einigen, so Meus. Im Idealfall könnte es bald ein Gremium geben, das über vorgeschlagene Meeresschutzgebiete entscheidet, diese realisiert, verwaltet und auch kontrolliert.

Derzeit sei nur rund ein Prozent der Hohen See tatsächlich geschützt. Zu wenig, moniert Greenpeace. Es gehe um den Schutz von Lebensraum, von Arten - und der Umwelt: Das riesige Ökosystem der Meere reguliert auch unser Klima. Lebewesen im Meer nehmen Kohlenstoff an der Wasseroberfläche auf und speichern ihn in der Tiefe. Werden diese Arten weniger, hätte das katastrophale Auswirkungen: Die Atmosphäre würde 50 Prozent mehr CO2 enthalten, schätzt Greenpeace. Die Erde würde überhitzen.

Mit dem "30x30 Report" glaubt die Umweltschutzorganisation, einen machbaren Plan entwickelt zu haben, das zu verhindern. "Wir haben uns dafür mit der Verbreitung verschiedenster teils stark gefährdeter Spezies auseinandergesetzt, sowie mit der Beschaffenheit der Tiefsee wie Unterwasserberg und hydrothermalen Quellen", erklärt Professor Alex Rogers, Co-Autor der Studie und Zoologie-Experte der Universität Oxford. Greenpeace hofft auf eine baldige Einigung in New York und auf Umsetzung des eigenen Reports.

>> Die deutsche Zusammenfassung des Reports

>> Der gesamte "30x30 Report" auf Englisch

(klepa)

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