Das Papier der Zukunft – aus Bioplastik

Stephan Laske sucht nach kostengünstigen Alternativen zum Papier aus Zellstoff. Synthetisches Kopierpapier aus Polymerstoffen verspricht hohe Qualität.

Das Blatt wird sich in Zukunft wenden. Unter anderem durch die verheerenden Erdbeben in Chile musste die heimische Papierherstellung ihre Kapazitäten stark drosseln. Die Grundrohstoffe zur Papierherstellung wie Holz und Wasser sind außerdem nicht in jeder Region verfügbar. In Zukunft werden diese Güter immer teurer, was die Frage nach einer kostengünstigen Alternative aufwirft. Im Zuge seiner Dissertation forschte Stephan Laske an synthetischem Kopierpapier auf Basis polymerer, nachwachsender Rohstoffe (Montanuni Leoben, Betreuung Günter Langecker). In Kooperation mit dem Polymer Competence Center Leoben (PCCL) gelang es Laske erstmals, einen Prozess zur Herstellung dieses Polymerpapiers zu entwickeln, dessen industrielle Umsetzung anhand bereits existierender Technologien außerdem rasch möglich wäre. „Wären da nicht die hohen Anforderungen an das Papier während des Druckvorgangs gewesen“, erklärt Laske. So muss das Papier im Laserdrucker einer kurzzeitigen Temperaturbelastung zwischen 180 und 200Grad standhalten. Des Weiteren sollte es umweltfreundlich sein und zusätzlich ökonomische Vorteile wie geringere Investitionskosten mit sich bringen.

Durch einen neuartigen „Aufbau“ des Kunststoffpapiers gelang es, das vorzeitige Anschmelzen des PLA (Polymilchsäure) zu verhindern. Die zwei Deckschichten des dreilagigen Papiers übernehmen die haptischen, optischen, thermischen und mechanischen Eigenschaften. Sie wurden mittels energiereicher Strahlung vernetzt, ihre Kristallisation dadurch behindert. Ein abschließender Test zeigte nicht nur die einwandfreie Bedruckbarkeit des synthetischen Papiers: „Die Haftung des Toners am neuen Papier war besser als beim herkömmlichen Zellstoffpendant.“ Die Frage nach dem Preis ist noch ein unbeschriebenes Blatt. Ergebnissen einer Ökobilanz zufolge ist das Kunststoffpapier in Hinblick auf Lebenszyklus und Recycling bereits klarer Sieger. Berücksichtigt man dann noch Faktoren wie die CO2-Speicherung des Maisfeldes oder die Herstellung von PLA aus sekundären Pflanzenstoffen, „wird man das neue Produkt dem herkömmlichen Papier zukünftig vorziehen müssen“, gibt sich Laske siegessicher. Noch haben wir das aber nicht schwarz auf weiß. Montanuni Leoben

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2010)

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