Fremdwährungskredit – und was nun?

(c) APA (DPA)
  • Drucken

Die Banken empfehlen, Franken-Kredite in Euro umzuwandeln. Grund dafür ist eine Empfehlung der Finanzmarktaufsicht. Das Umwandeln käme die Kunden teuer, Experten raten zur Ruhe.

Wien. Die heimischen Banken empfehlen den Kreditnehmern, ihre Fremdwährungskredite in Euro-Darlehen umzuwandeln. Grund dafür ist eine Empfehlung der Finanzmarktaufsicht (FMA). Die argumentiert nämlich, dass Fremdwährungskredite zu riskant für Privatpersonen seien. Betroffen sind davon zahlreiche Inhaber vor allem von Franken-Darlehen.

1. Was spricht derzeit dafür, den Franken- in einen Euro-Kredit umzuwandeln?

Nicht viel. „Den Franken-Kredit jetzt umzuwandeln wäre wirtschaftlicher Wahnsinn“, sagt Finanzexperte Othmar Seidl. Der Zeitpunkt dafür könnte schlechter nicht sein. Der Kurs des Schweizer Franken befindet sich auf Höchstständen. Für jene, die etwa Anfang 2004 ein Franken-Darlehen aufnahmen und es heute in Euro umwandeln, erhöht sich die Kreditschuld um knapp zehn Prozent.

„Keinem Menschen sollte man empfehlen, Aktien am Tiefstand zu verkaufen. Es ergibt genauso wenig Sinn, einen Fremdwährungskredit am Höchststand in Euro zu wechseln“, sagt Gerhard Massenbauer, Finanzberater in Wien. Der Kurs schaut für die Kreditnehmer zwar derzeit nicht günstig aus, aber „ein noch nicht realisierter Verlust ist noch kein Verlust“, sagt Massenbauer.

2. Wie wird sich der Franken kurz- und langfristig entwickeln?

Laut Bloomberg-Prognosen von internationalen Großbanken wird der Franken von derzeit 1,43 Franken je Euro bis 2013 deutlich auf 1,53 abnehmen, die Franken-Kredite würden also billiger werden. Kurzfristig könnte es aber in die andere Richtung gehen. „Für die nächsten zwölf Monate halte ich einen starken Franken von 1,4 für möglich, bei einer Börsenkorrektur sogar von 1,35“, sagt Massenbauer. Die Zinsen im Euroraum werden aber laut gängiger Prognosen früher steigen als in der Schweiz, daher wird der Aufwertungsdruck des Franken ausfallen. „Nachhaltig glaube ich daher an einen schwächeren Franken von 1,55bis 1,64. Das kann aber noch zwei bis drei Jahre dauern“, so Massenbauer.

In einer schwierigen Situation befinden sich demnach hauptsächlich jene Kunden, deren Fremdwährungsdarlehen in den nächsten Monaten auslaufen.

3. Wie schauen die Angebote der Banken für eine Kreditumwandlung aus?

Sie verlangen für die Kunden etwa keine Spesen für die Umwandlung oder locken mit anderen „Zuckerln“, etwa für einige Monate keine Zinsen zu verlangen.

„Das böse Erwachen kommt erst später“, warnt Seidl. „Im Franken-Kredit kommt man mit dem entsprechenden Libor-Zinssatz plus der Marge auf eine Belastung von 1,5 Prozent. Für einen klassischen Euro-Kredit werden derzeit 3,25 bis 3,5 Zinsen angeboten. Langfristig wäre die Belastung also deutlich höher.“ Peter Wageneder, Geschäftsführer von AAA Private Investments, hält „im Franken für die nächsten zehn Jahre eine Zinsersparnis von zehn Prozent für möglich“.

4. Welche Rolle spielen die problematischen Tilgungsträger?

Die meisten Fremdwährungskredite werden als endfällige Darlehen geführt. Anders als bei klassischen Abstattungskrediten zahlen hier die Kunden zunächst nur die monatlichen Zinsen, die Raten werden dagegen in einen Tilgungsträger eingezahlt (etwa Lebensversicherungen oder Fonds). Dessen Wert soll sich so entwickeln, dass am Ende der Laufzeit das Darlehen getilgt werden kann. Durch die Finanzkrise sind sie aber weit weg vom Plansoll.

Die Experten raten zur Ruhe. „Das beste wäre, die Prämien für den Tilgungsträger zu erhöhen. Wer das nicht schafft, hat im Euro-Kredit noch viel größere Probleme. Schließlich muss man hier die regelmäßigen Raten zahlen – und zusätzlich höhere Zinsen“, sagt Rudolf Mittendorfer, Obmann der Wiener Versicherungsmakler.

AUF EINEN BLICK

Den Franken-Kredit jetzt in Euro umzuwandeln, sei wirtschaftlicher Wahnsinn, sagen Finanzexperten. Die Kunden würden nämlich hohe Kursverluste erleiden und langfristig höhere Zinsen zahlen.

Kritik wird dabei an den Banken laut, die ihren Kunden auf Empfehlung der FMA raten, die Fremdwährungskredite umzuwandeln.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.