Rückzug von Pum Start für Veränderungen im ÖSV

WELTCUP-FINALE IN SOLDEU: SCHROeCKSNADEL / PUM
WELTCUP-FINALE IN SOLDEU: SCHROeCKSNADEL / PUMAPA/HELMUT FOHRINGER
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Der 64-jähriger Sportdirektor wirft nach 42 Jahren im Skiverband das Handtuch. Erste Namen als mögliche Nachfolger werden genannt. Schröcksnadel werkt an bereits  an einem Strukturwandel.

Der schon seit längerem angekündigte Strukturwandel im Österreichischen Skiverband (ÖSV) ist nun offiziell auf Schiene. Mit der überraschenden Ankündigung seines vorzeitigen Ausscheidens im Sommer machte Sportdirektor Hans Pum (64) offensichtlich, dass in Österreichs erfolgreichstem Sportverband neue Zeiten anbrechen. Verbunden sind diese vor allem auch mit personellen Änderungen.

Betroffen ist speziell der Kreis der langjährigen Führungsmitarbeiter rund um Langzeit-Präsident Peter Schröcksnadel. So auch etwa die ebenfalls über 70-jährigen Klaus Leistner (Generalsekretär) und Josef Schmid (Medienchef). Schröcksnadel macht seit langem kein Hehl daraus, dass er seinen eigenen Abschied vorbereitet. Der 77-jährige Tiroler ist bis 2020 gewählt.

"Wir werden schauen, welche Nachfolger es für mich gibt. Wir planen diese Umstrukturierung im Verband ja schon länger", sagte Schröcksnadel in einem nach dem Pum-Outing eilig gedrehten Video vor der beeindruckenden Wand mit den Pokalen für den Alpinski-Nationencup, den der ÖSV gerade zum 30. Mal in Folge gewonnen hat.

Ob der seit 1990 amtierende Schröcksnadel tatsächlich schon kommendes Jahr zurücktritt oder sich zumindest beratend ins zweite Glied zurückzieht, wird wohl auch vom Ausgang der - erneuten - WM-Bewerbung mit Saalbach-Hinterglemm abhängen. Die Alpinski-Weltmeisterschaft 2025 wird im Mai 2020 beim 52. FIS-Kongress in Pattaya in Thailand vergeben. Die Länderkonferenz des ÖSV geht traditionell im Juni über die Bühne

Unabhängig davon überraschte die Rückzugsankündigung von Pum, mit der der Oberösterreicher bei der Präsidentenkonferenz in Innsbruck offenbar die komplette ÖSV-Spitze auf dem falschen Fuß erwischte. Pum wird am 4. Juli 65 Jahre alt und ist damit deutlich jünger als Schröcksnadel und Co. "Es kommt für mich überraschend, dass er seinen Job früher als geplant zurücklegt", bedauerte Schröcksnadel. Eigentlich sei geplant gewesen, dies gemeinsam zu einem späteren Zeitpunkt zu tun.

Die Gründe, warum er zum regulären Pensionsalter abtritt, wollte Pum nicht im Detail erläutern. "Im Zuge der Umstrukturierungen habe ich meinen Entschluss gefasst, dass es besser ist, dieses Amt zurückzulegen", sagte er zur APA - Austria Presse Agentur. "Es wird gerade viel geplant und organisiert. Da gibt es auch verschiedene Meinungen und man muss zu seiner Meinung zu 100 Prozent stehen, da muss man sich entscheiden", deutet Pum zumindest an, dass er die eine oder andere aktuelle Entwicklung nicht goutieren könnte.

Schröcksnadel bedauert

Er habe sich bei der Entscheidung wie so oft auf sein Bauchgefühl verlassen, betonte Pum. Der Rückzug sei in der Tat so nicht geplant gewesen. "Es war keine leichte Entscheidung. Vielmehr eine schwere und konsequente. Es ist eben nicht leicht. Wenn der Sport über 42 Jahre dein Leben ist, denkst du ja Tag und Nacht nur an den Sport. Zudem bist du jedes Jahr 220 Tage am Weg. Aber jetzt ist es besser, man zieht das Ganze ein bisserl vor. Es ist ohnehin besser, nicht zu weit nach vorne zu planen."

Zudem sei der Zeitpunkt günstig, betonte Pum. "Wir stehen als Verband gut da. Nächstes Jahr sind keine Olympischen Spiele oder Weltmeisterschaften, da gehen gewisse Sachen leichter." Was ihm wichtig sei: "Der Peter und ich sind Freunde. Wir haben aber eben nicht immer die gleiche Meinung. Es gibt gewisse Ansichten, die sind verschieden. Dann ergibt eben das eine das andere."

Während bereits öffentlich mit dem früheren Herrenchef und aktuellen Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung, Anton Giger, als möglicher Nachfolger Pums spekuliert wird, blickt Pum selbst auf eine erfolgreiche Zeit im Skiverband zurück. 1977 dockte er dort als Konditionstrainer an, alleine in seiner Zeit als Alpindirektor (1996 bis 2010) eroberten unter ihm Asse wie Hermann Maier, Stephan Eberharter, Benjamin Raich, Alexandra Meissnitzer, Michaela Dorfmeister oder Renate Götschl 38 Olympia- und 62 WM-Medaillen. Seit 2010 ist der diplomierte Sportlehrer im ÖSV Sportdirektor für alle Sparten.

"Mehr Zeit für Familie"

Neben den Erfolgen hatte Pum in seiner Ära freilich auch die tödlichen Rennunfälle von Gernot Reinstadler und Ulrike Maier zu überstehen. "Es gab viele Höhen und Tiefen, da kommt schon etwas zusammen", so Pum. "Es hat aber wirklich viele schöne Momente gegeben. Wichtig war mir vor allem das lange Vertrauen, das mir Peter und die Athleten gegeben haben."

Er werde sich nun bis Ende Juli "zu hundert Prozent" den anstehenden Aufgaben im ÖSV widmen. Ab dem 1. August aber wieder mehr Zeit für seine Familie haben. "Da werde ich mich sammeln und meine Gedanken dann neu ordnen." 42 Jahre im Skiverband seien enorm. "Wenn man zurückschaut, ist alles schnell vergangen. Wenn man 42 Jahre nach vorne schaut, ist das ewig. Die Zeit war wunderschön und ich durfte mit großartigen Sportlerinnen und Sportlern arbeiten. Es ist ein gutes Gefühl wenn man weiß, dass man einen kleinen Beitrag zum Erfolg leisten hat können."

(APA)

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