Die Hälfte der Ernte war Schadholz

2018 wurde um 75 Prozent mehr Schadholz geerntet als im Zehnjahresschnitt.
2018 wurde um 75 Prozent mehr Schadholz geerntet als im Zehnjahresschnitt. (c) APA/ZEITUNGSFOTO.AT (ZEITUNGSFOTO.AT)
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Die Gründe für die schwache Ausbeute waren Stürme und Trockenheit. Auch für das laufende Jahr stehen die Vorzeichen nach der extremen Kälte im Jänner nicht besonders gut.

Wien. Mehr als die Hälfte des 2018 aus Österreichs Wäldern entnommenen Holzes war als Folge von Stürmen oder Trockenheit sogenanntes Schadholz. Das waren 9,9 Millionen Festmeter (das entspricht 9,9 Mio. Kubikmetern) Schadholz im vergangenen Jahr − um rund 75 Prozent mehr als im zehnjährigen Schnitt. Das geht aus der Holzeinschlagsmeldung hervor, die Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) am Freitag in Fuschl im Salzburger Flachgau präsentiert hat.

Für das laufende Jahr gibt es noch keine Erhebung, laut Salzburgs Agrarlandesrat, Josef Schwaiger (ÖVP), stehen die Vorzeichen nach der extremen Kälte mit neuerlichem Schneefall im Jänner aber nicht sehr gut: „Während solche Schäden in ,Normaljahren‘ sehr lokal begrenzt auftraten, ist im Jahr 2019 Schaden in allen Salzburger Bezirken zu verzeichnen.“

Weiteren Befall vermeiden

Die Kältewelle hat natürlich nicht nur Salzburg betroffen. Doch in diesem Bundesland gilt inzwischen auch die Vorwarnstufe für den Borkenkäfer. Oberstes Ziel müsse es sein, Schadholz so rasch wie möglich aus dem Wald zu entfernen, um einen weiteren Befall oder Schaden zu vermeiden.

Landwirtschaftsministerin Köstinger kündigte an, dass daher die Ausnahmeregelung zur Schadholzlagerung bis Ende März 2020 verlängert wird. Außerdem werde wegen der vorhersehbaren Borkenkäfersituation die Einrichtung und der Betrieb von Nasslagern in Zukunft bis zu 80 Prozent gefördert.

Insgesamt wurden im Vorjahr aus den heimischen Wäldern 19,2 Millionen Festmeter Holz (ohne Rinde) geerntet, das sind um mehr als acht Prozent mehr als im zehnjährigen Schnitt (17,7 Millionen Festmeter). Etwas mehr als die Hälfte (10,4 Millionen Festmeter) davon konnte als Sägerundholz verwertet werden, 3,6 Millionen Festmeter als Industrierundholz, ein gutes Viertel (5,2 Millionen Festmeter) wird verheizt.

Aufgeschlüsselt nach Besitzern ernteten im Vorjahr Kleinwaldbesitzer (unter 200 Hektar Waldfläche) mit knapp 60 Prozent das meiste Holz. Köstinger machte darauf aufmerksam, dass die Waldfläche in Österreich laufend zunimmt.

Denn den entnommenen rund 19,2 Millionen Festmetern im Vorjahr stehe ein jährlicher Gesamtzuwachs in der Höhe von rund 30 Millionen Festmetern gegenüber. Rund ein Fünftel der Waldfläche Österreichs erfüllt die Funktion eines Schutzwalds. Ein gutes Drittel dieser Fläche gilt als sanierungsbedürftig.

„Nächste Dürrekatastrophe“

Nicht nur die Holz-, sondern die gesamte Landwirtschaft leidet unter der anhaltenden Trockenheit – vor allem in Nord-, Nordost- und Ostösterreich sowie Teilen der Steiermark, Kärntens und Vorarlbergs. Laut Hagelversicherung gibt es bereits Anzeichen dafür, dass „die nächste Dürrekatastrophe“ drohe.

Dabei sei der Gesamtschaden in der Landwirtschaft im Jahr 2018 mit mehr als 230 Millionen Euro durch den mangelnden Niederschlag und die Hitze noch in leidvoller Erinnerung. Bereits jetzt sei die Landwirtschaft mit dem Wintergetreide und den jungen, ausgebrachten Pflanzen im Norden und Osten Österreichs von massiven Niederschlagsdefiziten betroffen, so die Hagelversicherung.

In Teilen Niederösterreichs und des Burgenlands habe es in den vergangenen Wochen nur ein Viertel bis die Hälfte der durchschnittlichen Regenmenge im Vergleich zum zehnjährigen Durchschnitt gegeben. Sollte die trockene Witterung in den kommenden Wochen anhalten, könnten sich die Dürreschäden des vergangenen Jahres wiederholen oder sogar übertroffen werden. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2019)

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