Leistungsschau und Lobbying

Forscher, Lehrende, FH-Vertreter und Politik bilden das Publikum des FH-Forschungsforums.
Forscher, Lehrende, FH-Vertreter und Politik bilden das Publikum des FH-Forschungsforums.(c) FH Wiener Neustadt
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FH-Forschungsforum. In Wiener Neustadt wurde in Vorträgen und mit der Präsentation ausgewählter Projekte die Rolle der Fachhochschulen als Forschungsinstitutionen untermauert.

Unter dem Motto „Forschung bewegt“ fand vergangene Woche an der FH Wiener Neustadt das alljährliche FH-Forschungsforum statt. Mit dieser Veranstaltung wollen sich die heimischen Fachhochschulen vernetzen und vor allem Öffentlichkeit und Politik den Stellenwert ihrer Forschungsaktivitäten näherbringen – und nicht zuletzt ihre diesbezüglichen Anliegen präsentieren. Die FH stehen als „Regionalversorger der Forschung“ im Wettbewerb mit anderen Forschungsinstitutionen, auch den Universitäten, sagte der Generalsekretär der Fachhochschulkonferenz (FHK), Kurt Koleznik. Ein wichtiger Punkt sei dabei das Doktorat als „Lohn der jungen Forscher“. FHK-Präsident Raimund Ribitsch erneuert unter anderem die Forderung nach einer Basisfinanzierung für nachhaltige Forschungstätigkeit.

Der zuständige Bundesminister, Heinz Faßmann, betonte in seiner Keynote seine Anerkennung für die Entwicklung des FH-Sektors in den vergangenen 25 Jahren und die Rolle der FH in der heimischen Forschungslandschaft. Einer Basisfinanzierung erteilte er aber eine Absage. Eine Finanzierung des Bundes für die von privaten Trägern betriebene FH ohne konkreten Gegenwert wie einen Studienplatz oder die Erfüllung von bei Projekten üblichen Ausschreibungskriterien passe nicht zur Finanzierungslogik des FH-Sektors.

Kooperative Doktorate

Erfreulicher für die FH aber seine Ankündigung, dass die im FH-Entwicklungs- und Finanzierungsplan vorgesehenen Doktoratskooperationen zwischen FH und Universitäten „praktisch unter Dach und Fach“ seien. Die kooperativen Doktorate sollen vom Ministerium mit fünf Millionen Euro gefördert werden und seien für beide Partner von Vorteil. Auch verkündete er den Start für die Ausschreibung von 330FH-Studienplätzen im Mint-Bereich. Bis 2022/23 sollen insgesamt 3700 neue FH-Studienplätze geschaffen werden. Einen breiten Raum beim Forschungsforum nimmt die Präsentation ausgewählter Projekte ein. Besonders hervorgehoben wurden Projekte, die im Rahmen von sogenannten Exzellenzprogrammen entstanden sind. Das heiße, dass sie von bestimmten großen Förderorganisationen unterstützt würden und sich in einem nationalen oder internationalem Wettbewerb hätten durchsetzen müssen, erklärt Helmuth Loibl, Geschäftsführer von Fotec, der Forschungsgesellschaft der FH Wiener Neustadt.

Ein Beispiel sind Projekte im Rahmen der Comet- oder der Josef-Ressel-Zentren. JR-Zentren werden für fünf Jahre eingerichtet. Ein ungewöhnlich langer Zeitraum, erklärt Peter Rössler, Leiter des JR-Zentrums Ines (Innovative Plattformen für elektronische Systeme) an der FH Technikum Wien, bei der Präsentation seiner Einrichtung, die „im Feld“ programmierbare Hardware entwickelt. Die lange Projektlaufzeit sorge zwar für Kontinuität, entsprechend langwierig sei aber die Suche nach Industriepartnern, die sich über diesen Zeitraum committen wollen. Auch müsse man damit rechnen, dass während der Laufzeit Partner oder Forscher aussteigen. Dafür können während des Projekts Partner neu aufgenommen werden.

Satelliten besser steuern

Auch mit internationalen Institutionen wie der ESA gibt es Exzellenzprojekte. Hier punkten die Gastgeber gleich zweifach. Zum einen arbeitet man an unbedenklicheren Alternativen für die hochgiftigen Raketentreibstoffe. Zum anderen wird in Wiener Neustadt ein Antrieb entwickelt, der mittels elektrischer Felder Iridium-Ionen mit extrem hohen Geschwindigkeiten ausstößt und so Satelliten effizienter und genauer positionieren kann als mit dem bislang eingesetzten Gas aus Druckbehältern. Das ist vor allem für wissenschaftliche Missionen relevant, wie die für 2034 geplante Lisa-Mission zur Erforschung von Gravitationswellen. Das Feep-Ionentriebwerk ist für den Houska-Preis, den höchstdotierten privaten Forschungspreis in Österreich, nominiert.

Eine weitere Exzellenz-Förderschiene sind FWF-Einzelprojekte, eine grundlagenlastige Förderung, die laut Heimo Santner, Vizerektor für F&E an der FH Campus Wien, auch bei FH immer stärker nachgefragt wird. Ein Beispiel ist eine an der IMC FH Krems untersuchte Behandlungsmethode gegen Adenoviren, bei denen speziellen RNA-Sequenzen die Vermehrung der Viren stören sollen. Die weit verbreiteten Adenoviren sind etwa für Patienten nach einer Stammzellentransplantation gefährlich und bislang nur symptomatisch behandelbar.

Insgesamt wurden beim diesjährigen Forschungsforum 169 Projekte eingereicht, davon 80 in Vorträgen sowie 40 in Postersessions präsentiert.

INFORMATION

Das FH-Forschungsforum soll das Bewusstsein für die Forschungsleistungen der heimischen Fachhochschulen stärken sowie die Forscher vernetzen. Dazu werden ausgewählte Projekte präsentiert und darüber hinaus in Vorträgen bildungspolitische Stellung und Anliegen der FH thematisiert.

Das Forschungsforum findet jährlich, jeweils an einer anderen FH, statt. Heuer am 24. und 25. April an der FH Wiener Neustadt. www.fhwn.ac.at/ffh2019

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2019)

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