Medien: Dürr belastet Ex-ÖSV-Langlauftrainer Heigl

Johannes Dürr
Johannes Dürr(c) GEPA
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Gerald Heigl soll Dürr nach dessen Ausagen vor Sotschi mit Dopingmitteln versorgt haben. Der Anwalt Heigls dementierte umgehend.

Laut einem Online-Bericht der ARD Sportschau soll der ehemalige und in den Blutdoping-Skandal verwickelte österreichische Langläufer Johannes Dürr den früheren ÖSV-Trainer Gerald Heigl belastet haben, ihn mit Dopingmittel versorgt zu haben. Diese Vorwürfe wurden von Heigls Anwalt umgehend dementiert.

"Was wir bestätigen können, ist, dass unser Mandant in den polizeilichen Einvernahmen ausgesagt hat, dass er in den Wettkampfsaisonen unmittelbar vor Sotschi 2014 Dopingpräparate von Herrn Gerald Heigl erhalten hat, wobei es sich insbesondere um Epo-Präparate gehandelt hat", sagte Dürrs Rechtsbeistand Max Rammerstorfer im ARD-Morgenmagazin. Laut polizeilichen Vernehmungsprotokollen von Dürr soll Heigl auch von dessen Blutdopingbehandlungen gewusst und die Trainingspläne darauf abgestimmt haben.

"Mein Mandant war nie in irgendwelche Dopingmachenschaften von Herrn Dürr verstrickt. Wenn er etwas gewusst hätte, hätte er das sofort unterbunden", wird Heigls Anwalt Christian Horwath in dem Bericht zitiert. "Die ganzen Vorwürfe seitens des Herrn Dürr sind völlig haltlos, und mein Mandant wird dagegen auch rechtliche Schritte einleiten."

Heigl schied 2017 bei ÖSV aus

Heigl war 2017 auf eigenen Wunsch aus dem ÖSV ausgeschieden. In diesem März trennte sich Biathlet Dominik Landertinger von Heigl, der für ihn als Berater tätig war. Der ÖSV hatte keine Beanstandungen gegen diese Zusammenarbeit gehabt.

Markus Gandler, der bis zum Ende der Nordischen WM in Seefeld Sportlicher Leiter für Langlauf und Biathlon im ÖSV war, sagte damals auf Anfrage der APA, dass gegen Heigl nichts vorgelegen sei. Er habe dies mit dem Bundeskriminalamt abgeklärt. "Ich habe immer alle Verdächtigungen und Gerüchte an das BK weitergegeben und Rücksprache gehalten. Über Heigl ist bis zum heutigen Tag nichts bekannt."

Zivilprozess am Montag

Am Montag ist in Innsbruck außerdem der Zivilprozess des ÖSV gegen Dürr verhandelt worden. Der Skiverband klagte den Langläufer auf Unterlassung und Widerruf der Behauptungen, der ÖSV dulde Doping stillschweigend, er verschließe die Augen davor und nehme Doping hin, solange sich der Dopende nicht erwischen lasse. Dürr blieb in der Verhandlung bei seinen Behauptungen.

Das Urteil wird schriftlich ergehen. Die Verhandlung am Innsbrucker Landesgericht startete unter großem Medieninteresse. Dürr selbst war zur Verhandlung erschienen, ebenso wie ÖSV-Generalsekretär Klaus Leistner, der als Zeuge aussagte. Erste Vergleichsgespräche scheiterten gleich zu Prozessbeginn. Dürrs Rechtsanwalt, Max Rammerstorfer, bot dem ÖSV eine Unterlassung an, die jedoch nicht für etwaige Verhandlungen gelte. "Das heißt, sie behaupten nach wie vor, dass das was Dürr gesagt hat, die Wahrheit ist", meinte daraufhin ÖSV-Anwältin Alexandra Thurner. "Natürlich", erwidert Rammerstorfer schlicht.

"Bei uns im Langlaufteam war Doping allgegenwärtig"

Auch der ehemalige Langläufer bekräftigte in seiner Einvernahme, dass er nach wie vor dazu stehe, was er gesagt habe. "Bei uns im Langlaufteam war Doping allgegenwärtig. Es ist die Wahrheit, was ich gesagt habe, so habe ich es erlebt und empfunden", sagte Dürr, der seit 2003 im ÖSV war. Seine Aussagen hätten sich aber auf die Zeit vor 2014 bezogen, denn nach den Olympischen Winterspielen in Sotschi, wo er des Dopings überführt worden war, sei er aus dem ÖSV ausgeschlossen worden.

Der ÖSV habe sich einer Nulltoleranz-Politik gegenüber Doping verschrieben, betonte indes Leistner in seiner Zeugenaussage. "Wir wehren uns gegen die Behauptungen zurecht, weil es schlicht und einfach nicht zutrifft", fügte der Generalsekretär hinzu. Der ÖSV habe alle Möglichkeiten, um gegen Doping vorzugehen ausgeschöpft, sagte Leistner und berichtete von einem "e-learning Programm", einem eigenen Anti-Doping-Beauftragten sowie einer Kooperation mit der NADA für zusätzliche Kontrollen. Die Sportverbände seien gegen "organisierte Kriminalität und Vorsatztäter" aber machtlos. "Wir können beraten, warnen und Kontrollen veranlassen. Das alles ist aber offenbar nicht ausreichend, um organisierte Kriminalität und Vorsatztäter zu verhindern", meinte Leistner.

"FuckUp"-Night

Auch die jüngsten Entwicklungen rund um den ehemaligen ÖSV-Trainer Gerald Heigl wurden zum Thema. Heigl habe seinem Mandanten Doping-Mittel gegeben und das Training auch auf das Doping abgestimmt, sagte Rammerstorfer. Dürr sei also sogar aktiv beim Doping unterstützt worden. Ein systematisches Dulden und Wegsehen habe stattgefunden.

Dürr war im vergangenen Sommer bei einer sogenannten "FuckUp"-Night in Wattens, bei der Betroffene über ihr berufliches Scheitern, Fehler und den Weg zurück schildern, damit andere davon lernen können, aufgetreten. Dürr hatte dabei, befragt zur Rolle des ÖSV hinsichtlich Dopings, zwar von keiner aktiven Unterstützung, aber von einer Art stillschweigender Duldung berichtet. Der ÖSV hatte daraufhin eine Einstweilige Verfügung gegen Dürr erwirkt sowie einen Widerruf verlangt.

>>> Bericht auf „ARD-Online"

(APA)

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