Rigolettos bebendes Herz

Joseph Calleja.
Joseph Calleja.(c) imago/i Images (Mark Thomas / i-Images)
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Staatsoper. Begeisterung für Verdis „Rigoletto“: Nicht alles gelingt, aber manches klingt außergewöhnlich – besonders bei Joseph Calleja.

Ältere Opernfreunde singen gerne das Klagelied, dass die Stimmen heute generell viel schwerer zu identifizieren seien als früher. Da mag etwas Wahres dran sein – besonders, wenn man zugibt, dass es neben manch außergewöhnlichem Timbre mitunter auch technische Mängel waren, die ein Wiedererkennen erleichtert haben. Nun will es der Zufall, dass sich aktuell etliche prominente Angehörige der Spezies Tenor eklatant voneinander unterscheiden: Den kehlig-dunklen Bronzeton Jonas Kaufmanns und Klaus Florian Vogts knabenhaft helle Durchschlagskraft wird niemand so rasch verwechseln – und die Fans teilen sich in unversöhnliche Lager wie jene von Austria und Rapid.

Doch auch ein Sänger wie Joseph Calleja, nun wieder als Herzog in Verdis „Rigoletto“ an der Staatsoper zu erleben, ist für Kontroversen gut. Sein helles, etwas körniges Timbre, das von einem „Vibrato stretto“ herrührt, also einem „Bibberer“, ist nicht jedermanns Sache – doch im Vortrag gelingt ihm einiges außergewöhnlich. Zugegeben, das traditionell eingelegte hohe B kurz vor Schluss der lyrischen „Parmi“-Arie ist ihm unschön in den Hals gerutscht, Kadenzkoloraturen blieben weg, und manche Phrasen beginnt Calleja gröber als er sie beendet. Aber wie oft hat man am Ende genau dieser Arie schon einen passablen Triller und sogar ein Diminuendo gehört? Ein Diminuendo, das Calleja sogar auf dem finalen hohen H von „La donna è mobile“ gelingt, wenn er es zu Rigolettos Schrecken quicklebendig aus der Ferne wiederholt? Das sind stimmliche Delikatessen, die man beileibe nicht alle Tage serviert bekommt – selbst wenn sie sich nicht durchwegs bruchlos in Callejas gesamte Interpretation einfügen wollten.

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