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Digital und analog: Wie die Schule künftig aussehen soll

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Betrachtet man den Bildungssektor, herrscht teilweise eine enorme Kluft, was den Einsatz moderner Technologie angeht. Während sich einige Klassenzimmer kaum von solchen von vor 100 Jahren unterscheiden, setzen Vorreiterschulen radikal auf digital. Zukunftsfähig ist aber eine kluge Verbindung mit dem Analogen.

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Das Ørestad Gymnasium in Kopenhagen ist in aller Munde, denn es gilt als Paradebeispiel einer modernen Schule. Stifte, Hefte und Bücher sucht man hier vergeblich. Laptops – die sich gegenüber Tablets durchgesetzt haben – sind die dominierenden Elemente. Die komplette Organisation des Schulalltags wird online abgewickelt, digitales Lehr- und Lernmaterial wurde angeschafft, eigenes Personal sorgt für regelmäßige Wartung und Weiterentwicklung der Infrastruktur. Digital total.

In Österreich sind die Digitalisierungsbestrebungen zaghafter. Zum einen, weil das Angebot an adäquatem Lehrmaterial noch nicht gegeben ist, zum anderen aber auch, weil man eine völlige Abkehr vom Analogen nicht zwangsweise für sinnvoll erachtet. „Das Leitmedium Schulbuch wird in naher Zukunft nicht abgelöst“, ist sich Dr.in Andrea Ghoneim vom Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien der Donau-Universität Krems sicher. Man dürfe die Leistung der Schulbuchverlage hinsichtlich Qualitätssicherung und didaktischem Design nicht unterschätzen. Zudem bietet es Orientierung für Lernende und Lehrende. Diese Kriterien werden von der Flut des online zugänglichen Materials noch nicht erfüllt, das Kuratieren dessen wäre eine zusätzliche Mammutaufgabe für das Lehrpersonal. „Die Entwicklung geht in die Richtung von Ergänzungen hin zu einem digitalen Schulbuch“, erklärt Ghoneim. Die Donau-Uni Krems arbeitet etwa im Rahmen des Projektes Seamless Learning – SeLe mit Bildungsverlagen zusammen, um passenden Content zu entwickeln, der über ein reines digitales Abbild des Schulbuchs hinausgeht.

(c) Getty Images/iStockphoto (Farknot_Architect)

Der Mix macht’s

Auch die Initiavie eEducation erprobt den didaktisch sinnvollen Einsatz neuer Medien zur Unterstützung des Unterrichts und zeigt mit den Lernhappen eTapas bereits im kleinen Rahmen, wie das aussehen könnte. Solche Ergänzungen sieht Ghoneim realistischer als ein radikal digitales Modell. „Es wird immer persönliche Vorlieben und verschiedene Lernszenarien geben. Manche machen sich Notizen lieber handschriftlich oder fertigen Sketchnotes an, andere nutzten dafür elektronische Devices. Wenn Schüler etwas collagieren sollen, sind haptische Elemente wie Kärtchen oder Plakate vielleicht sinnvoller. In anderen Fällen mag es angenehmer sein, mit einem elektronischen Werkzeug zu arbeiten“, meint Ghoneim und plädiert für eine möglichst große mediale Vielfalt in Bildungs- und Erziehungssituationen, so wie sie auch im Alltag herrscht. „Dort sind wir ja auch noch nicht total digitalisiert.“

„Komplett vom Analogen wegzugehen ist denke ich eine Illusion“, glaubt auch Dr.in Sonja Gabriel. Die Hochschulprofessorin für Mediendidaktik und Medienpädagogik an der KPH Wien/Krems hält mehr Digitalisierung vor allem in der Oberstufe für zukunftsfähig, während bei jüngeren Schülern und Schülerinnen etwa ein Verzicht auf das Erlernen der Handschrift durchaus zu Defiziten führen kann. Insgesamt wird Gabriel aber ohnehin zu generalistisch diskutiert. „Ich würde es nicht so sehen, dass das Analoge auf der einen und das Digitale auf der anderen Seite steht. Das sind keine Feinde, man kann sie sehr gut verknüpfen, um das Individuum optimal zu fördern“, meint sie.

Modern ist mehr als digital

„Die Technologie sollte nie im Vordergrund stehen, sondern als Unterstützung, als Tool genutzt werden, um Probleme zu lösen“, fordert Gabriel und wünscht sich daher genauso wie Ghoneim ein Umdenken, das weiter greift und offenere Strukturen schafft, sowohl räumlich als auch zeitlich.

Die Schule von morgen könnte aus interaktiven Räumen bestehen, in denen haptische und elektronische Werkzeuge verwendet werden. Wo in Gruppen projektbezogen gearbeitet wird und man das Wissen aus verschiedenen Fächern einsetzt, entkoppelt vom Schubladendenken und starren 50-Minuten-Einheiten, schildern die Expertinnen. Die Lernenden könnten ihre Ergebnisse in so etwas wie einem ePortfolio festhalten, das neben Text etwa auch Tonaufnahmen, Fotos oder Handyvideos beinhaltet.

Die Hauptsache ist, den Unterricht möglichst lernendenzentriert zu gestalten und Schülerinnen und Schülern den Freiraum zu geben, den für sie richtigen Weg zu gehen. Dabei braucht es genau so viel eEducation, wie es didaktisch sinnvoll ist. Das sollte bei der Diskussion um analog und digital nicht vergessen werden, sind sich Ghoneim und Gabriel einig.

Interaktive Medien und Bildungstechnologien an der Donau Universität Krems

Der Bereich Interaktive Medien und Bildungstechnologien beschäftigt sich in Forschung und Lehre mit den Zusammenhängen von Bildungsprozessen und Technologieentwicklungen. 

Das Zentrum für digitales Lernen und Gestalten bietet universitäre Lehrgänge in all jenen interdisziplinären Bereichen, in denen neue Technologien das Leben leichter machen.

Neugierig geworden? Mehr Informationen dazu finden Sie HIER.

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