ThyssenKrupp will 6.000 Stellen streichen

FILE PHOTO: Guido Kerkhoff, CEO of steelmaker Thyssenkrupp AG, gestures during the annual shareholders meeting in Bochum
FILE PHOTO: Guido Kerkhoff, CEO of steelmaker Thyssenkrupp AG, gestures during the annual shareholders meeting in BochumREUTERS
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Der deutsche Stahl- und Industriekonzern dürfte die seit drei Jahren verfolgte Spaltung absagen. Auch die Fusion der Stahlsparte mit Tata Steel ist offenbar vom Tisch.

Die Sensation ist perfekt: Der deutsche Industriekonzern ThyssenKrupp sagt Insidern zufolge seine geplante Aufspaltung in zwei Teile ab. Auch die geplante Stahl-Fusion mit Tata Steel sei vom Tisch, sagten mehrere mit den Plänen vertraute Personen. Damit werde nicht mehr gerechnet.

Nun will das deutsche Unternehmen nach der geplatzten Stahlfusion in den kommenden drei Jahren 6.000 Stellen abbauen. Davon entfallen etwa 4.000 Stellen auf Deutschland, sagte Vorstandschef Guido Kerkhoff am Freitag. Betriebsbedingte Kündigungen könnten bei einem Abbauprogramm dieser Größenordnung nicht ausgeschlossen werden, ergänzte Personalvorstand Oliver Burkhard. In der Gesamtzahl seien 2.000 Stellen enthalten, die auch bei der Stahlfusion mit Tata gestrichen werden sollten. "Es ist ein recht tiefgreifender Einschnitt", sagte Burkhard.

"Ein harter Schlag"

Für die rund 27.000 Stahlarbeiter von ThyssenKrupp sei das Veto der EU-Kommission "ein harter Schlag", sagte Kerkhoff. Ihnen hätten die Fusion mit Tata "eine Zukunftsperspektive gegeben". Die IG Metall hatte eine Beschäftigungsgarantie bis zum 30. September 2026 sowie eine langfristige Standortsicherung erreicht. Dieser Tarifvertrag werde jetzt nicht in Kraft treten, sagte Burkhard.

Wenn der Spruch stimmt, dass die Börse immer Recht hat, dann kommt das Aus für die Spaltung zurecht: Die Aktien von ThyssenKrupp sprangen am Vormittag in der Spitze um mehr als acht Prozent nach oben.

Die geplante Konzernaufspaltung in einen Industriegüter- und einen Werkstoffkonzern ist das ureigene Projekt von Konzernchef Guido Kerkhoff, der seit knapp einem Jahr im Amt ist. Dazu sollte er am Dienstag bei der Zahlenvorlage auch Details bekanntgeben. Doch wegen des Kursverfalls der Thyssen-Aktien - am Mittwoch sank der Kurs auf den tiefsten Stand seit 15 Jahren - mache die Aufspaltung keinen Sinn mehr, heißt es.

Denn das konjunkturanfällige Werkstoffgeschäft sollte finanziell abgesichert werden, indem es an dem profitableren Industriegüterkonzern eine Beteiligung hält. Je weniger ThyssenKrupp jedoch wert ist, desto höher müsste die Beteiligung des Werkstoffkonzerns sein. Zudem wurden die Kosten der Aufspaltung im Konzern auf rund eine Milliarde Euro geschätzt. Auch deshalb stellte die neue Aufsichtsratschefin Martina Merz das Vorhaben noch einmal auf den Prüfstand.

Die noch von Kerkhoffs Vorgänger Heinrich Hiesinger geplante Fusion des Stahlgeschäfts mit dem Rivalen Tata Steel wurde nicht nur von Anfang an von den Belegschaften massiv bekämpft. Sie traf auch bei den europäischen Wettbewerbsbehörden auf Widerstand, die zahlreiche Bedenken anmeldeten. Inzwischen gehe man bei ThyssenKrupp nicht mehr davon aus, dass dieser Plan umgesetzt werden könne.

Kerkhoff muss nun einen Plan B aus dem Hut zaubern. Das könnte eine Holding-Struktur für den Traditionskonzern sein, bei der die profitable Aufzugssparte abgespalten oder zum Teil an die Börse gebracht werden würde.

(eid/ag)

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