Erzählen, um zu überleben

Ausgefuchst: Tomer Gardispostmoderne Scheherazade.

Im Eingangsbereich eines israelischen Arbeitsamts steht ein Aquarium. Darin schwimmt ein Feng-Shui-Fisch. Der rosafarbene Fisch steht für Glück und wirtschaftlichen Aufschwung – an diesem Ort wohl ein Symbol der Hoffnung. Wenn du ihn befreist, lässt eine Frau ihre Freundin wissen, wird dir der Fisch so wie mir „Wünsche gewähren, und so kannst du nicht nur Reichtum und Glück erlangen, sondern auch Gesundheit für deine drei Töchter“.

Da hat der listige Autor Tomer Gardi, geboren 1974 in einem Kibbuz in Israel, eine Menge Märchen ineinander verschachtelt. Die Geschichte vom Feng-Shui-Fisch erzählt Tolli Grotesky. Schon die ist eine Erfindung des Schriftstellers, der sich auf dem Arbeitsamt in eine Scheherazade verwandelt, um die Aufmerksamkeit des Beamten zu erregen. Der Staatsdiener soll seinen Geschichten lauschen und ihm das Arbeitslosengeld genehmigen. Denn Schriftsteller ist kein anerkannter Beruf. Also muss Tolli Grotesky den Beamten mit ihren Geschichten überzeugen, dass Erzähler sehr wohl eine Profession sein kann.

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