Tod des Bruders, Hass auf das Establishment: Wie aus Wladimir Iljitsch Uljanow Lenin wurde. Und aus einer demokratischen Revolution ein kommunistischer Putsch.
Eine sozialdemokratische Jugendorganisation, jene der SJ Wiener Neustadt, feiert den Geburtstag von Lenin. Der Bundeskanzler nimmt die Gelegenheit wahr, der SPÖ eines auszuwischen. Und in den sozialen Medien fällt man wiederum über Sebastian Kurz her und insinuiert, er habe wohl Lenin mit Stalin verwechselt. Das ist gleich zweifach historisch befremdlich.
Zum einen: junge Sozialdemokraten, die Lenins Geburtstag feiern. Es war Lenin, der mit seinem Putsch die Regierung des Sozialdemokraten Alexander Kerenski beseitigt hat. In der sogenannten Oktoberrevolution. Der Zar hatte schon nach der Februarrevolution abgedankt. Die Folge war eine Regierung von Liberalen und Sozialdemokraten gewesen. Zum anderen: die offensichtliche Vorstellung, Lenin sei ja eh nicht so schlimm gewesen. Es war Lenin, der Diktatur und Terror eingeführt hat. Es gibt eine direkte Linie von Lenin zu Stalin.