Mitgründer fordert die Zerschlagung von Facebook

Chris Hughes, co-founder of Facebook, speaks during the Charles Schwab IMPACT 2010 conference in Boston
Chris Hughes, co-founder of Facebook, speaks during the Charles Schwab IMPACT 2010 conference in Boston(c) REUTERS (Adam Hunger)
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Mark Zuckerberg habe nahezu unkontrollierbare Macht, sagt Chris Hughes. Der Konzern sei zu einflussreich und müsse auseinandergenommen werden. Facebook selbst fordert indes strengere Regeln für alle.

Wien. Ohne Chris Hughes gäbe es Facebook in seiner heutigen Form nicht. Der Harvard-Kollege von Mark Zuckerberg war maßgeblich daran beteiligt, aus dem Studentenprojekt ein echtes Unternehmen zu erschaffen. Heute ruft er die Regulatoren auf, das weltgrößte digitale Netzwerk zu zerschlagen. Der Konzern sei „zu mächtig und zu einflussreich“ geworden. Mark Zuckerberg selbst habe nahezu uneingeschränkte Macht, sagte er am Sonntag in einem Interview mit CNN. Mit 60 Prozent der Stimmrechte in einer Hand seien alle anderen Gremien im Multimilliardenkonzern nicht viel mehr als Beiwerk. „Mark ist ein guter Mensch. Aber ich bin sauer, dass sein Fokus auf Wachstum ihn dazu getrieben hat, Sicherheit und Anstand für Klicks zu opfern“, schrieb er wenige Tage zuvor in einem viel beachteten Beitrag für die „New York Times“.

„Hätte Instagram nie kaufen dürfen“

Chris Hughes ist nicht der erste, der den wachsenden Einfluss von Facebook auf die Welt mit dem regulatorischen Hammer aus der Welt schaffen möchte. Aber er ist der erste aus dem engsten Kreis der Gründer, und ist dank Facebook unglaublich reich geworden. Sein Wort hat in der Debatte mehr Gewicht als die ständigen Attacken der Datenschützer und Wettbewerbshüter.

Facebook sei zu einem Monopol geworden und „hätte WhatsApp und Instagram nie kaufen dürfen“, ist Hughes überzeugt. Dazu kommen Datenskandale wie jener rund um die Analysefirma Cambridge Analytica. Fünf Milliarden Dollar wird sich Facebook den Vergleich mit der FTC vermutlich kosten lassen. Aber damit sei es nicht getan, sagt Hughes. Das Unternehmen müsse zerschlagen werden.

„Facebook ist kein Monopol“

Facebook sieht das naturgemäß anders und holte über das Wochenende zum medialen Gegenschlag aus. Mark Zuckerberg ging in einem Interview nur indirekt auf die Kritik seines alten Studienkollegen ein und bekräftigte, mit allen Regierungen zusammenarbeiten zu wollen, um mögliche Missstände – von Fake News bis zu manipulierten Wahlen – zu vermeiden.

Nick Clegg, verantwortlich für Public Affairs, legte in einem Beitrag für die „New York Times“ am Sonntag nach: Ja, Facebook stehe vor Herausforderungen. Die Lösung sei aber nicht die Zerschlagung des Konzerns, sondern strengere Regulierung. „Obwohl wir unter mehr Regularien arbeiten als je zuvor, glauben wir, dass noch mehr getan werden muss.“ Konkret fordert er besseren Schutz demokratischer Wahlen, einheitliche Datenschutzstandards, leichtere Datenportabilität und schärfere Regeln gegen schädliche Inhalte.

Der Vorwurf, dass Facebook ein Monopol sei und seine marktbeherrschende Stellung ausnutze, sei hingegen „nicht haltbar“. Ein Großteil der Einnahmen des Konzerns komme aus dem Geschäft mit digitaler Werbung. Hier konkurriert das Unternehmen unter anderem mit Google und hält rund zwanzig Prozent des amerikanischen Marktes. Das Kartellrecht sei dafür da, Konsumenten vor zu hohen Preisen zu schützen, schreibt Clegg. Und nicht dafür, „ein Unternehmen zu bestrafen, weil man die Meinung des Managements nicht teilt“. (auer)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2019)

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